Religions Informationen
Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

Weitere Informationen finden sie hier.
  islamische Denominationen
   Sunniten

zurück

Sunniten

أهل السنة

Der Islam ist nicht ein monolithischer Block, sondern er besteht aus vielen verschiedenen Gruppierungen mit teilweise sehr unterschiedlichen theologischen Ausrichtungen. Der Tod des Propheten Mohammed stürzte die Muslime in eine erste tiefe Krise. Er starb ohne einen Sohn zu haben. War doch stets zu dieser Zeit der eigene, rechtmäßige und erstgeborene Sohn der potentielle Nachfolger und Erbe. Auch einen Nachfolger, in seinen Aufgaben, hatte Mohammad nicht bestimmt. Der Nachfolger des Propheten sollte ein Herrscher sein. Die Frage jedoch, wer der wahre Nachfolger Mohammads sei, bewirkte die erste Spaltung im Islam. Die Sunniten halten an einem Wahlprinzip fest und lehnen ein erbliches Recht ab.  
Daher glauben sie, daß die ersten drei Kalifen, Abu Bakr ( أبو بكر / Mohammads Schwiegervater)(*,
Omar ( عمر / Ratgeber des Propheten)(** und Othman ( عثمان / Schwiegersohn des Propheten)(***, die legitimen Nachfolger Mohammads waren. Dem widersprechen die Schiiten, die sagen, allein die Familie des Propheten habe Anspruch auf die Führung. Mohammads Lehre, daß die Menschheit an den einzigen Gott und an die eine und ewige Religion glauben sollten geriet dabei völlig in den Hintergrund. Nach dem Tod bildeten sich nach und nach die heutigen Merkmale des Islams heraus. In der Folge gab es eine Reihe zentraler Kalifen-Dynastien (Omajjaden, Abbasiden, Osmanen). Diese wurden schließlich 1924 abgeschafft. Es gab aber auch örtlich begrenzte Dynastien, so z. B. in Andalusien und Marokko. Für die Sunniten ist der Kalif der oberste militärische Führer, Verwalter und Richter in der muslimischen Gemeinde. Die religiöse Autorität gehört den Imamen. Zu den Sunniten zählen heute ca. 90 Prozent der Muslime. Der Begriff Sunna, den die Sunniten auf sich beziehen, bedeutet der Weg. Die Beziehung auf die Sunniten bedeutet vermutlich "Mitte des Weges". Er bezieht sich also nicht, auf die Sunna selbst sondern auf den Weg bzw. die Richtung. Schließlich erkennen auch die anderen islamischen Gruppen die Sunna, neben dem Koran, als verbindliche Lehre an. Die selbständige Lehre der Sunniten bildeten sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts heraus, während ihre Theologie als einheitliches System im 10. Jahrhundert entwickelt wurde. Damit reagierten die Sunniten auf die Abspaltungsbestrebungen anderer islamischer Gruppen, wie z. B. der Charidschiten, Mutasiliten und der Schiiten. Die Bereits in den zentralen islamischen Themen abgehandelten Dinge sind allen Muslimen gemein. Die Betonung der Bestimmung des menschlichen Schicksals durch den Willen Gottes ist Mittelpunkt der Lehre. Den Begriff Neuerung lehnen die Sunniten ab. Sie verstehen sich als orthodoxe Muslime. Alle Änderungen der muslimischen Lehre und Lebensführung, die nicht durch die Sunna gedeckt sind, verstehen sie als Irrtum und sind dagegen. Auch bei den Sunniten gibt es unterschiedliche Richtungen. Die Bekanntesten sind in der Übersicht aufgeführt.

Mutasiliten
Aschariten
Almohaden
Wahhabiten
Ahmaditen
Senussiten
Sufismus
Neo-Sufismus

Innerhalb der Sunniten gibt es vier Rechtsschulen. Die Hanafiten, Malikiten, Shafi'iten und Hanbaliten weichen nur geringfügig voneinander ab und stehen gleichberechtigt nebeneinander. Die Hanafiten sind die Anhänger der nach dem irakischen Imam Abu Hanifa (699-767) benannten Rechtsschule. Sie betonen die Vernunft und die Logik, wenn es um einen Rechtsentscheid geht. Inder, Türken und die Dynastie der Osmanen haben sich dieser Rechtsschule angeschlossen. Heute bilden sie etwa 42,9% der Muslime. Die Hanafiten sind die überwiegende Mehrheit im Islam und unter den Sunniten. Als Malikiten werden die Anhänger der vom Imam Malik ibn Anas (ca. 710-795) begründeten Rechtsschule bezeichnet. Diese Rechtsschule vertritt streng die Richtung der Medina-Tradition. Verbreitet sind die Malikiten in Nordafrika (Algerien, Marokko, Tunesien, Sudan, Oberägypten) und im Inneren von Afrika. Heute sind es etwa 19,6% aller Muslime. Die Anhänger der nach dem Imam al-Shafi'i Abu Abd Allah Muhammad ibn Idris (767-820) benannten Rechtsschule nennt man Shafi'iten. Al-Shafi'i, der Schüler des Imam Malik ibn Anas, faßte die Lehren der zwei früheren Schulen (Hanafiten, Malikiten) zusammen. Er systematisierte erstmals die rechtliche Ordnung und Rechtswissenschaft im Islam mit der Festlegung von Koran, sunna, idjma und kiyas als den 4 Wurzeln des muslimischen Rechts. Auf ihn geht die Grundlegung der shari'a zurück. In Syrien, Unterägypten, West- und Südarabien, Ostafrika, Indonesien und dem Kaukasus sind die Shafi'iten verbreitet. Zu ihnen zählen etwa 20,6% aller Muslime. Scharia und Sunna bilden einen vorgegebenen engmaschigen Verhaltenkodex, an den sich der Sunnite zu halten hat, der größte Verdienst vor Gott ist das konsequente Beachten der vorgeschriebenen Verhaltenstechnik bis in die kleinsten persönlichen und intimen Dinge hinein. Einen freien Spielraum gibt es für den Einzelnen nicht. Alles ist nach göttlichen Vorschriften zu tun. Der Glaube und das Leben nach sunnitischem Prinzip verlangt viel Opfer, Einsicht und Gehorsam. Vielfach kann dadurch ein Muslim unserer westlichen Welt sogar ein Vorbild sein.

 

Islamische Namen
(*  أبو بكر  mit vollem Namen Abu Bakr Abdallah ibn Abi Quhafa as-Siddiq أبو بكر عبد الله بن أبي قحافة الصديق  

(**  عمر  mit vollem Namen Umar ibn al-Chattab oder Omar ibn al-Khattab عمر بن الخطاب  

(*** عثمان  Uthman ibn Affan عثمان بن عفان  

 

Nachtrag:

Obwohl Sunniten und Schiiten zumeist friedlich zusammenleben, sind Spannungen zwischen den beiden Hauptrichtungen des Islams immer wieder zu beobachten. Besonders in Pakistan kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen von Militanten Gruppen beider Fraktionen. Ein Höhepunkt war ein Attentat Anfang Januar 1999, bei dem 16 Schiiten getötet wurden. Auch im Irak, wo Sunniten trotz ihrer Minderheit regieren, werden die Schiiten verfolgt, wobei hier politische Gründe wichtiger sein dürften als religiöse. Auch in Afghanistan gab es diese Spannungen zwischen beiden Richtungen. Die Taliban- Milizen, mehrheitlich Sunniten haben die Schiiten im Norden angegriffen und verfolgen. Ähnlich wie beim Christentum sind meist höchst irdische Probleme Ursache für Spannungen. Die Betrachtungsweise des Anderen, als Abtrünnigen, ist meist zweitrangig. Macht und Geldgier ist Kernpunkt von unmenschlichen Verbrechen zwischen Muslimen.

 

Einige Links zum Thema:
http://www.turkdunya.de/
www.yunus.de/specials/alevi/alevi_sunni.htm
www.reliweb.de/Religionen/islsunna.htm
www.emmet.de/kon_isla.htm
www.geocities.com/Paris/5276/sunniten.htm
www.netburger.at/aie/docs/islam/sunniten_schiiten/
religion.orf.at/tv/lexikon/le_islam_gruppen.htm
www.ga.og.bw.schule.de/hp/unterricht/faecher/religion/scheufele/
weltreligionen/islam/sunnitenundschiiten.htm
karlmay.uni-bielefeld.de/kmg/seklit/matkmf/12/291.htm
www.yunus.de/specials/alevi/vorurteil.htm
www.ead.de/30Tage/info/specials/iran_schiiten.htm
morgenpost.berlin1.de/archiv1999/990108/politik/story84556.html
http://www.verfassungsschutz.de/publikationen/gesamt/islamber.html

zurück

Copyright © 2009 by Falke 1830