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Senussiten
Senussi
Sanussiya

السنوسية

Die Senussiten gehen auf den arabisch-islamischen Theologen Sayyid Muhammad ibn (Alias Senussi) zurück. Dieser wurde zwischen 1787 oder 1791 in al-Wasita bei Mustaganim / Algerien, geboren und ist 1859 in der Cyrenaika, Libyen gestorben. Senussi erhielt seine theologische Ausbildung in Fes / Marokko. Über Kairo führte ihn eine Wallfahrt nach Mekka. Dort gründete 1837 eine eigene Ordensgemeinschaft, die "Senussi". Ziel war die Erneuerung des Islam und die Vertreibung der europäischen Kolonialmächte aus Nordafrika. 1843 verlegt Senussi das Ordenszentrum auf die Halbinsel Cyrenaika / Nordost - Libyen, weil er dort in Ermangelung einer echten politischen wie religiösen Zentralgewalt seine Pläne ungehindert verfolgen konnte. In al-Bayda / Libyen nahe der Mittelmeerküste gründet Senussi eine Ordensniederlassung, die zum Mutterkonvent zahlreicher Ordenshäuser wurde. Unter der Leitung seines Sohnes Sayyid al-Mahdi Muhammar (1859-1902) erlangte der Orden seine höchste Mitgliederzahl und seinen größten politischen Einfluß. Loyal gegenüber der osmanischen Oberherrschaft, ausgestattet mit zahlreichen Privilegien, kontrollierten die Senussi den Karawanenhandel in weiten Bereichen Nordafrikas bis hinab in den Sudan. Das Zentrum der Gemeinschaft verlagerte sich dabei schrittweise nach Süden:

      - 1895 in die Oase Kufra, dann ab
      - 1899 nach Quiru im heutigen Tschad.
Die Senussi waren im Ersten Weltkrieg noch auf Seiten der Mittelmächte (Österreich-Ungarn, Deutschland, Bulgarien und die Türkei) leisteten aber der europäischen Eroberung (Serbien, Rußland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Italien, Japan und die USA) Nordafrikas erfolgreichen Widerstand, erst 1923 wurden sie von den Franzosen und 1932 von den Italienern besiegt. Die meisten Niederlassungen waren bis dahin zerstört worden. Im zweiten Weltkrieg kämpften die verbliebenen Gemeinschaften auf Seiten der Alliierten. So konnte ihr Oberhaupt Idris as-Senussi (1890-1983), ein Enkel des Ordensgründers, 1951 König des unabhängigen Staates Libyen werden (1969 durch Gaddhaffi gestürzt). Eine einschneidende Erfahrung für Senussi, war die politische Schwäche der islamischen Welt. Als einzig möglichen Weg eines Wiederaufstieges, sah Senussi die Rückkehr zur reinen Lehre des Islam und zum ursprünglichen einfachen Leben der Muslime. Ausschließlich der Koran und die Sunna des Propheten, im Hadith sollten Maßstab sein. Diese Überzeugung gewann er durch den Kontakt mit den streng orthodoxen Wahhabiten der arabischen Halbinsel. Der wichtigste Lehrer von Senussi. war aber der marokkanische Sufi-Mystiker Sayyid Ahmad ibn Idris al-Fasi.
Die Mitglieder der Senussi pflegten einerseits das Gebet und mystische Versenkung, andererseits erlernten sie aber auch Waffentechnik und Landwirtschaft. Die Ordensmitglieder sollten ihren Unterhalt selbst verdienen, so betrieben sie zu diesem Zweck Ackerbau, Handwerk und Handel. Ähnlich den christlichen Ordensgemeinschaften unterhielten die Senussi-Niederlassungen eigene Schulen und trugen wesentlich zur Kultivierung des Südens von Libyen bei. - Das rechte Verständnis von Koran und Sunna wird nach der Auffassung von Senussi nicht nur durch Schriftstudium, sondern ebenso durch Meditation und versch. Ekstase-Techniken vermittelt. Im Unterschied zu den Derwischen erstreben aber die Senussiten nicht die Vereinigung mit Gott, sondern die Vereinigung mit dem Geist des Propheten Mohammad. Senussi soll mit dem Propheten kommuniziert haben. Daher gelten den Senussi seine Interpretationen der heiligen Texte als verbindlich.

 

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