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Wahhabiten

الوهّابية

Die rigide Version des sunnitischen Islam in Saudi-Arabien wird im Westen gewöhnlich als wahhabitischer Islam bezeichnet. Ihr Begründer, Scheich Muhammad ibn 'Abd Al-Wahhab ibn Sulaiman ibn Ali ibn Muhammad ibn Ahmad ibn Rashid Al-Tamimi  (arabisch: محمد بن عبد الوهاب التميمي ) wurde 1703 in Ayina nördlich von Riad geboren. Im Alter von zehn Jahren, soll er den Koran bereits auswendig gelernt haben. Sein Vater, ein Richter, befand ihn daraufhin für fähig, das Gebet der Gemeinde zu leiten. Er studierte insbesondere die Rechtsdogmatik Ahmad Ibn Hanbals (780-855). Für Ibn Hanbals war der Koran gleichsam in einem Block vom Himmel gesandt; Menschen hatten ihm nichts hinzuzufügen. 900 Jahre später schrieb Abdul Wahhab auf dieser geistigen Grundlage das Buch der Einheit. Seine Anhänger, die als Wahhabi oder Wahhabiten bezeichnet werden, nennen sich selber موحد (muwahhidun), was soviel wie Bekenner des Tauhīd (* (arabisch: توحيد ) bedeutet. Die zweite Quelle Wahhabs waren die Schriften des Hanbaliten Ibn Taimiya, der im frühen 14. Jahrhundert in Syrien lebte. Dieser lehrte das an die Stelle des untergegangenen Kalifats das offenbarte göttliche Gesetz der Scharia zu treten hat. Auf dieser geistesgeschichtlichen Grundlage fand Abdul Wahhab seine Gefolgschaft unter den Beduinen seiner Heimat, im zentralen Saudi-Arabien von heute. Die Nachfolger Wahhabs machten ihren Nachbarn in den folgenden Jahrhunderten schwer zu schaffen: 1802 etwa überfielen sie die Stadt Kerbela im heutigen Irak und verwüsteten die Grabmoschee Husseins, des Enkels Muhammads. Mit bilderstürmerischen Furor fielen sie ein Jahr später in Hedschaz an der Küste des Roten Meeres ein, wo sie in Mekka die Kaaba und in Medina die Grabmoschee des Propheten verwüsteten. Interessanter Weise zerstörten sie dabei genau die Heiligtümer, die sie wenig später unter ihren perönlichen Schutz stellten und über die sie sich heute als Beschützer aufspielen.

Die Wahhabiten beanspruchen, der Weg der Wiederherstellung des Einheitsbekenntnisses zu sein. Nur sie können, nach ihrer Überzeugung, alle Muslime von den Irrlehren und Ansichten der Vergangenheit und Gegenwart erretten. Der Bau eines Mausoleums auf einem Grab ist für sie Unglauben und Götzendienst. Diejenigen, welche dort beten, dienen, Öllampen anzünden und Almosen für die Seelen der Gestorbenen geben bekennen damit ihre Ungläubigkeit. Auch diejenigen, welch die Seelen der Propheten oder Heiligen um ihre Vermittlung willen anbetet, werden nach der Ansicht der Wahhabiten ungläubig. Sie lehren, wenn jemand ein Gebot Allahs nicht hält, wird er automatisch ungläubig, auch wenn er gläubiger Muslime ist. Jeder muß also die Gebote Allahs erfüllen. Wenn z.B. jemand aus Faulheit ein rituelles Gebet nicht verrichtet oder z.B. aus Geiz die Armensteuer nicht gibt, wird er ungläubig. Eine solche Person soll getötet werden und ihr Besitz unter den Wahhabiten auf geteilt werden. Der wahhabitische Anspruch auf Reinheit des Islam richtet sich explizit gegen jede Art von fremdem kulturellen Einfluss, vor allem gegen die säkulare Wissenschaft auf heiligem Boden. Der Wahhabitismus ist eine Lehre, welche die Frauen vom Lenkrad verbannt. In konservativeren Landstrichen wird ihnen sogar der Gesang, Parfüm und Blumentöpfe verwehrt. Auch die Einflüsse des kulturellen Erbes aus dem islamischen Orient, dessen Charakteristikum die Vielfalt ist, ist für sie suspekt. Für die Wahhabiten gibt es keinen Islam außer dem ihren.

Diese sehr radikalen Grundlagen sind Nährboden für extremistische Ansichten. Ein Adolf Hitler war nicht umsonst ein gern gesehener Gast. Diesem Spektrum entstammt auch ein Osama bin Laden. Diese Art des Islam ist mit äußerster Vorsicht zu begegnen. Allerdings kann man auch nicht verallgemeinern, dass alle Wahhabiten automatisch Verbrecher wären. Es sind die extrem rückwärts gerichteten Anschauungen, die letztlich Extremismus hervorbringen können. Die Ereignisse um das New Yorker World Trade Center, wären ohne die Wahhabiten wohl nie geschehen!

 

Erklärungen:
(* Tauhīd (arabisch: توحيد ) ist die Bezeichnung für die absolute Einheit Gottes und somit auch die Ablehnung der Trinität. 

 

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