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Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

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Weihnachten




Fakten und Hintergrundwissen

Viele Bräuche und Darstellungen der Weihnachtsgeschichte sind nicht aus der Bibel zu entnehmen. Daher will ich ein wenig Hintergrundwissen hier anbieten um diese Dinge etwas zu beleuchten.


Kirche im Schnee

 

Die Festlegung


Das Weihnachtsfest in unserem Sinne war bei den Christen der ersten Jahrhunderte unbekannt. Man feierte lediglich jeden Sonntag die Auferstehung Christi. Auch das Osterfest als besondere Feier der Auferstehung wurde erst später eingeführt. Der früheste Beleg für ein Weihnachtsfest am 25. Dezember findet sich in einem römischen Kalender aus dem Jahre 336. Dort gibt es die Notiz, daß die Geburt der Herrn Jesu am Tage "Natalis Solis Invicti" (wörtlich: Geburts oder Jahrestag / König oder Königswürde / unüberwindlich oder unbesiegbar) gefeiert wird. Ursprünglich feierte man den Tag, als Tag des Sonnengottes. Anfangs feierten alle Christen zur gleichen Zeit. Bei der Einführung des Gregorianischen Kalenders wurden, per Edikt zehn Tage ersatzlos gestrichen. Somit wurde der Kalender genauer auf den Sonnenlauf abgestimmt. Es folgte in diesem Jahr auf dem 4. Oktober gleich der 15. Oktober. Im alten orthodoxen Kalender wurde diese Korrektur nicht vorgenommen. Da die Orthodoxe Kirche der Gregorianischen Kalender erst im zwanzigsten Jahrhundert einführte, feiert man heute z.B. in Rußland erst am 7. Januar Weihnachten, denn der Termin der orthodoxen Weihnacht wurde damals beibehalten. Bis zum Jahre 2200 bleibt er zu uns unverändert. Dann würde sich wieder ein Tag mehr Abstand ergeben. Die Armenier feiern im Gegensatz zu uns am 6. Januar ihr Weihnachten. Hierbei tritt der ursprüngliche Grund unseres Epiphanias Festes in den Mittelpunkt. Dieser Tag entspricht nach unserem Kalender dem 19. Januar. In der Bibel gibt es keinen genauen Anhaltspunkt wann die Geburt Jesu war. Man kann weder das Jahr noch den Tag im Jahr genau festlegen. Man hat als Grundlage lediglich die Erscheinung des Engel Gabriel bei der Maria.

    Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.
    (Lukas 1, 26 und 27)

Der sechste Monat im hebräischen Kalender ist der Adar. Der Zeitpunkt nach unserem Kalender ist Februar/März. Also wenn wir dann ein wenig rechnen, dann ist der Dezember oder Januar schon realistisch. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass ein hebräisches Jahr ein Mondjahr ist und mittels Schaltmonat (Adar) die Differenz ausgeglichen wird, dann ergibt sich das folgende Bild. Jesu Geburt wenn im Jahre 1 unserer Zeitrechnung; das ist das Jahr 3761 der hebräischen Zeitrechnung. Dieses Jahr liegt genau nach einem Schaltjahr (3760:19 / Rest=17). Folglich ist nach biologischem Regelfall die zeitgerechte Geburt in dem Zeitraum zwischen 17. Dezember und 16 Januar anzunehmen. Es läßt sich also zeitlich eingrenzen, aber nicht genau bestimmen. Ein ganzer Monat ist also Toleranz. Als erste Festlegung kann man den 6 Januar erkennen. Wenn man aber ehrlich ist, dann muss man allerdings auch akzeptieren, dass das Weihnachtsfest letztlich auf das damals bekannte und größte heidnische Fest gelegt wurde. Übrigens, die Römer überhäuften schon damals die Kinder mit Geschenken. Da dieses Fest, so gesehen im Grunde ein ehemals heidnisches Fest war, feiern die Zeugen Jehova dieses Fest nicht mit der übrigen Christenheit. Diese Ablehnung halte ich allerdings für überspitzt!

Erst im Jahr 354 wurde der 25. Dezember offiziell festgelegt. In Deutschland übernahm die Mainzer Synode 813 nach unserer Zeitrechnung den 25.12. als "festum nativitas Christi" (wörtlich: Feiertag / Geburt / Christi).

Es war also ursprünglich ein heidnisches Fest.

 

Die Geburtszeit


Die Geburt von Jesus wird nur von Lukas beschrieben. Matthäus beginnt seine Schilderungen mit den Weisen aus dem Morgenland, Johannes und Markus mit der Taufe im Jordan. Es gibt keine Zeitangabe der Geburt. Vielfach wird in Liedern besungen, daß er in der Nacht und mitten im Winter geboren sei. Die Nacht wird im allgemeinen vom Johannesevangelium hergeleitet. Johannes 1, 5 "Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen". Wissenschaftler haben über Jahrhunderte versucht, die biblischen Worte mit historischen Daten zu vergleichen. Unser Kalender beginnt nicht mit dem Geburtsdatum Jesus. Herodes, von dem in den Evangelien berichtet wird, verstarb nach einer Sonnenfinsternis im Jahr 4 vor unserer Zeitrechnung. Kometen haben die Menschheit schon immer fasziniert. Der Schweif aus Kohlenoxid- und Stickstoff-Ionen gibt den Kometen ihren optischen Reiz. Kometen verkündeten Geburt und Ableben von Königen. Erhellte mal kein Komet den Himmel, wurde er erfunden. Die Wissenschaft schließt einen Kometen aus. Ein kleinerer "Eisblock" zog zwar 5 vor unserer Zeitrechnung seine Bahn, doch der Halleysche Komet, der im Jahre 12 vor unserer Zeitrechnung erschien, hätte die Sternendeuter wohl eher in seinen Bann gezogen. Johannes Kepler begründete um 1615 eine andere Theorie, die heute von vielen als wahrscheinlicher betrachtet wird. Im Sternzeichen des Fisches fand vor unserer Zeitrechnung eine große Konjunktion von Jupiter und Saturn statt. Sonne, Erde, Jupiter und Saturn standen in einer Reihe. Der österreichische Astronom d´Occhieppo entdeckte im British Museum Keilschriften von babylonischen Priestern, die das astronomische Ereignis 7 vor unserer Zeitrechnung beschreiben. Die Fische galten als Sternzeichen von Israel. Den Weisen war daher die "Marschrichtung" vorgegeben. Durch Volkszählungen wurde die zu entrichtende Kopf- und Grundsteuer für römische Bürger festgelegt. Kaiser Augustus (* 63 vor - † 14 nach unserer Zeitrechnung) hatte drei Zählungen angeordnet. Herodes der Große, der die drei Weisen begrüßte, verstarb vier Jahre vor unserer Zeitrechnung und Quirinius war ab ca. 6 nach unserer Zeitrechnung Statthalter. Allerdings war er bereits ab ca. 11 vor unserer Zeitrechnung Militärbefehlshaber in Syrien und somit wahrscheinlich mit der Volkszählung betraut.

    Wir halten also fest. Herodes starb 4 vor unserer Zeitrechnung. Da er nach dem Evangelium des Matthäus aber noch lebte, muß die Geburt also schon vor diesem Jahr gewesen sein.

    Die erste auffällige Erscheinung war 12 vor unsere Zeitrechnung.

    Somit liegt der Zeitraum zwischen 12 und 4 vor unserer Zeitrechnung. So gesehen ist mit ziemlicher Sicherheit Jesus schon vor "Christi Geburt" geboren worden.

Das nächste strittige Thema ist, wann im Laufe des Jahres war denn nun die Geburt Christi?
Da die Hirten auf dem Felde waren könnte man auf einen Geburtsmonat schließen, welcher in dem Zeitraum März bis November liegt. Richtet man sich nach dieser Variante, so müßte dann Jesus zwischen März und November geboren sein. Nur man bedenke, dass in Palästina kein mitteleuropäisches Wetter herrscht. Somit können in diesem Zeitraum durchaus Schafherden dort im Freien sein. Die Tage sind dort im Dezember allgemein frostfrei.

Bleibt als einziges Gegenargument, dass nach dem Alten Testament Gott am vierten Tag die Sonne erschuf und der 25. März unseres Kalenders somit als Schöpfungstag gilt. Folglich müßte der Sohn Gottes, wie die Sonne, am 4. Tag (29. März) geboren sein. Hier bedenke man aber, das Gott auch erst am vierten Schöpfungstag, so gesehen unsere Zeiteinteilung geschaffen hat! Das ein Schöpfungstag, den 24 Stunden unseres Tages entspricht, ist eher unwahrscheinlich!

Beide Argumente halte ich für nicht wirklich stichhaltig. Diese Sichtweise ist auch durch die viel einfachere Rechnung nach dem Lukas-Evangelium eher unwahrscheinlich.

Dennoch bleibt fest zu halten, dass der 25. Dezember kein exakt genaues Datum ist.


Hirten auf dem Felde

 

Die Unterkunft


Das Evangelium nach Lukas sagt hierzu aus, daß man kein Raum in der Herberge hatte und, daß Jesus in einer Krippe lag. Die oft gezeigten Tiere finden sich nicht in der Bibel, Heu und Stroh auch nicht. Auch wird von keinem Stall gesprochen. Im Pseudo-Matthäus lesen wir im 13. Kapitel von einer Höhle in welcher Maria und Josef Unterkunft fanden. Auch wird dabei von einem Licht gesprochen welches die Höhle erhellt hat. Hier ist ein Vergleich zum Johannesevangelium angebracht. Dort heißt es in Johannes 1, 5 "Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen." Im weiteren wird auch auf die, schon im Jesaja erwähnten Tiere, Jesaja 1, 3 "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht." hingewiesen. Wir finden diesen Hinweis im 14. Kapitel des Pseudo-Matthäus. Bethlehem hatte nach Schätzungen damals rund 1.000 Einwohner. Ausgrabungen ergaben, daß in der kalten Jahreszeit man das Vieh nachts ins Untergeschoß der Häuser brachte. Andere Bauten hatten auf der Rückseite kleinere Höhlen als Vorratskammer oder als Viehstall. In solch einer Höhle waren sie wahrscheinlich untergekommen. Wir finden deshalb den Geburtsort Jesus im unteren Teil der Geburtskirche in Bethlehem. Helena, die Mutter Konstantins des Großen, soll die Geburtsgrotte in Bethlehem entdeckt haben und stiftete eine Kirche über der Stelle. Unter Kaiser Justinian (* 482 - † 565) wurde die Geburtskirche auf die derzeitige Form und Größe erweitert. Die Vorstellung, daß der Herr Jesus im Stall geboren wurde findet sich erstmals bei dem Mystiker und Ordensgründer Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153). Ebenfalls im Mittelalter kam das Heu / Stroh hinzu. Heu sollte die Jungfräulichkeit der Maria wiederspiegeln.
Es war also wahrscheinlich kein Stall weitab der Stadt, wie es in Bildern und Krippen gerne dargestellt wird.

Geburtskirche in Bethlehem

 

Die Weisen aus dem Morgenland


In der Bibel wird keine Anzahl der Personen festgelegt, sowie keinerlei Namen genannt. Einzig, daß es sich um mehr als eine Person handeln muß; den es heißt "da kamen Weise". Das diese Männer Könige waren kam erst im 8. Jahrhundert auf. Diese These und auch die Dreizahl leitete man von den Geschenken ab. Gold, Weihrauch und Myrrhe sind drei Gaben die eines Königs würdig waren. Beleuchtet es in der biblischen Erzählung nur die Wichtigkeit von Jesu so wurden nun aus den Sterndeutern oder Magier schließlich Könige. Wären es aber Könige gewesen so hätten sie sich bestimmt nicht frei im Römischen Reich bewegen können. Also kann man davon ausgehen, daß es sich um keine Könige handelt sondern nur um Philosophen, Gelehrte, Sterndeuter oder andere nach ihrem Wissen anerkannte Männer handelte. Anhand der Furcht welche diese Menschen verbreiteten kann man sogar davon ausgehen, daß es mehr als drei, vielleicht sogar eine größere Gruppe waren. Schließlich fürchtete sich nicht nur Herodes sondern auch ganz Jerusalem (Matthäus 2, 3). Die Namen schließlich bekamen sie zuerst im 6. Jahrhundert als "Thaddadia, Melchior und Balytora" und schließlich im 8. Jahrhundert als "Caspar, Melchior und Balthasar".
Es waren also wahrscheinlich nicht drei.

 

Was bleibt nun festzuhalten


Die Weihnachtsgeschichte umfaßt viel Sentimentalität. Jeder Kulturkreis hat sich seine eigene Anschauung und Darstellung geschaffen. Der Winter die dunkle Jahreszeit ist ideal für ein Lichterfest. Da Jesus als das Licht bezeichnet wird ist es eigentlich nur logisch, daß gerade in diese Zeit, wo Licht ersehnt wird ein solches Fest gelegt wird. Also nicht nach Berechnung sondern nach dem Empfinden. Auch die in der Tradition dargestellten Figuren sollte man nicht einfach abschaffen. Sie gehören zu unserem Bild vom Weihnachtsfest. Solange wie sie nicht von der eigentlichen Begebenheit ablenken sind solche Darstellungen durchaus akzeptabel.

 

Weihnachten die größte Geschenkemesse des Jahres?


Auch in der Neuzeit sind viele neue Bilder entstanden, die in der Tradition weiterleben. So gibt es seit dem 16. Jahrhundert den Weihnachtsbaum. Im 18. Jahrhundert wurde der Weihnachtsmann und das Christkind als Gabenbringer erfunden. Der Weihnachtsmann entstand aus dem Nikolaus. Nikolaus von Myra lebte im 4. Jahrhundert in Kleinasien und wird seit dem 11. Jahrhundert am 6. Dezember als Heiliger verehrt. Er ist der Schutzheilige der Schiffer, Flößer und Bäcker und natürlich aller Kinder. Der Nikolaus lief damals gewiss nicht mit einem so auffällig rotem Mantel umher. Der ach so rote Weihnachtsmann ist ein Werbegag der Coca Cola Corporation. Jede Cola wird im roten Gewandt präsentiert. Deshalb auch der rote Weihnachtsmann. Viele Bilder, vor allem der Neuzeit, sind geniale Werbetricks, um zu unbändigem Kaufen anzuregen. Vor lauter Geschenken und Streß geht der Frieden dahin. Es muß nicht der Werbung gemäß, maßlos geschenkt werden, sondern Frieden und Besinnung sind ganz wichtige Elemente der Weihnacht. Wenn wir Weihnachten in uns erklingen lassen wollen, so müssen wir den Grundgedanken dieses Festes, also die Geburt Jesu, in uns wirken lassen. Die Erscheinungen drum herum sind nicht wichtig. Gott wird als die Liebe bezeichnet und diese Liebe gab uns seinen Sohn. Lassen wir diese Liebe im Kreise der Familie wirken so wird auch das nächste Weihnachten ein frohes Fest.




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