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Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

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     Erntedankfest

Das Erntedankfest

Der Termin

Das Erntedankfest wird am Sonntag nach Michaelis gefeiert. In den meisten Fällen ist das am 1. Sonntag im Oktober. Es kann aber in der Zeit vom 30. September bis zum 6. Oktober liegen. Zuletzt war im Jahre 2007 das Erntedankfest am 30. September.

Danken? für Was?

In unserer Heutigen Zeit kann so mancher mit einem Entedankfest nichts anfangen. Schließlich gib es ja die Milch aus der Pappe und das Brot aus dem Supermarkt. Warum dann dafür danken? Schließlich bezahle ich ja dafür. Es ist schade, dass diese Einstellung heute den Blick fürs Ganze versperrt. In Ländern wo nicht so ein Überfluss wie hier herrscht hat man den Blick für das werden und wachsen nicht verloren. Hier ist es noch heute wichtig viel zu produzieren um überhaupt leben zu können. Wie dankbar ist man dort, wenn die Ernte nicht weggespült wird oder auf dem Feld vertrocknet. Ein wegkippen von Lebensmitteln ist dort undenkbar. Dort würde man einen Bauern lynchen, wenn er seine Milch in die Kanalisation kippen würde.

Ernte in der DDR

Auch bedingt durch den Sozialismus wurde das Erntedankfest im Osten Deutschlands fast völlig verdrängt. Man baute auf die eigenen Kräfte und meinte alles meistern zu können. Rinderoffenställe und Schweinepilze waren zwei Beispiele diese Fehleinschätzung.

Besonders delikat war die Agitprop *) Losung: 

"Auch ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein."

Großmundig wurde diese Weisheit der SED auf dem Lande verkündet. Man wollte den LPGs den Rücken stärken. Die Parole ging aber damals mächtig nach hinten los. Die ach so neue und moderne Landtechnik aus der UdSSR versank im aufgeweichten Boden und nur unter den Einsatz der Erntehelfer der FDJ konnte letztlich die Ernte halbwegs gerettet. Regelrechte Erntschlachten focht damals die FDJ aus.

Höhnisch entgegnete das Volk:
Ohne Sonnenschein und Gott, macht die LPG bankrott

Auch in Russland hatte man solche Parolen entworfen.
Neuland unterm Pflug war das Buch was jedem Jugendlichen in der Schule verordnet wurde.
Die Resultate sehen wir heute am Aralsee.

Ohne Vernunft und Gott geht keine Ernte einzubringen.

Dankt Gott für seine Gaben

Früher hatte das Enderdankfest eine viel höhere Bedeutung als heute. Die Bauern waren sich bewusst, dass es viel zu viele Unwägbarkeiten gab, als dass man eine Ernte als selbstverständlich ansehen konnte. Vor nicht allzuviel Jahren lebten noch über 80 Prozent der Menschen auf dem Land und ernährten sich ausschließlich von der Landwirtschaft. Im Winter war man von der Ernte abhängig. Große Ernte bedeutete Wohlstand. Auch waren die Menschen noch religiöser und dankten Gott am Ende der Erntezeit für das Gedeihen lassen der Früchte. Das Erntedankfest zeigt uns, dass das "tägliche Brot" gar nicht so alltäglich ist, sondern dass es hart erarbeitet werden muss.

Das Erntedankfest hat schon eine vorchristliche Geschichte. Schon das Volk Israel feierte gleich zwei Erntefeste.

Schawuot - Wochenfest (das Fest der Geteideernte)
Sukkot - Das Laubhüttenfest (übrige Früchte und Wein)

Das bei uns verbreitete Erntedankfest geht vermutlich auf einen römischen Brauch zurück und wird seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Die Erntefeste in früheren Jahrhunderten wurden durch die Gutsherren ausgerichtet, welche alle Mägde und Knechte mit Erntebier und festlichen Essen bewirteten. In manchen Gemeinden werden heute Erntefeste mit Festessen und Tanz gefeiert. In ländlichen Gegenden gibt es auch Jahrmärkte zum Erntedankfest. Vielerorts ist es Brauch Strohpuppen auf dem Feld zu verbrennen.

Im Osten begehen dieses Fest hauptsächlich die Kirchen. Körbe mit Früchten oder eine Erntekrone werden an denAltar gebracht. Die Krone ist aus Ähren geflochten und mit Feldfrüchten geschmückt. Im Gottesdienst wird Gott dann für die gute Ernte gedankt.

 

Worterklärungen:
  *) Agitprop ist ein Kunstwort aus den Wörtern Agitation und Propaganda und bezeichnet einen zentralen Begriff der kommunistischen politischen Werbung

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