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Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

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     islam. Festjahr

Der Freitag

يوم الجُمْعَة

Einen wöchentlichen Feiertag, wie es bei den Christen der Sonntag und Israeliten der Schabbat ist, kennt der Islam nicht. Sie kennen aus ihrer Heimat lediglich den Freitag als den Tag der Zusammenkunft. An diesem Tag kommt nachmittags die Gemeinde zusammen.

Freitagsgebet

صلاة الجمع

Das Freitagsgebet ist ein Gemeinschaftsgebet am Freitag, welches gemeinschaftlich in der Moschee verrichtet wird. Dieses Gebet ersetzt das sonst übliche Mittagsgebet. Das Freitagsgebet ist eine Art Gottesdienst, wo es außer dem Gebet noch zwei Ansprachen ähnlich er Predigt in der Kirche gibt. Die erste Ansprachen ist ähnlich wie bei den Christen und Israeliten eine Schriftauslegung. Dabei kommt neben der rein göttlichen Schrift (=Koran) die menschliche Sunna als gleichwertige Schrift hinzu. Während die Christen neben ihrer Heiligen Schrift keine zweite Schrift gelten lassen, werden im Islam die Ansichten des Propheten als Dogma dem Koran gleichgesetzt. Dabei folgt man sogar meist bei etwas unklaren Schriftstellen im Koran eher der Sunna als der Aussage im Koran. Danach setzt sich der Imam kurzzeitig hin und steht bei seiner zweiten Ansprache wieder auf. Hier werden dann auch aktuelle Probleme der Gemeinde oder der Welt behandelt. Ein wichtiger Punkt der zweiten Ansprache ist die Erinnerung an den Propheten, seine Familie und den Urvätern des Islam. Das Ritualgebet ist dann kein frei vorgetragenes Gebet, sondern die Rezitation einer Sure auf Arabisch. Am Freitag wird dabei zunächst die Sure al-Gumua (=Der Freitag) rezitiert. Dabei knien die Gläubigen in Richtung Mekka und berühren mit den Kopf den Fußboden als Bild der Unterwerfung in Bezug auf Allah.

Hier der Text der Sure auf Deutsch:

    Im Namen Allahs,
    des Allerbarmers, des Barmherzigen
    Es preist Allah (alles), was in den Himmeln und was auf der Erde ist, (Ihn), den König, den Heiligen, den Allmächtigen und Allweisen.
    Er ist es, Der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen verliest, sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden –,
    und andere vor ihnen, die sich ihnen noch nicht angeschlossen haben. Und Er ist der Allmächtige und Allweise.
    Das ist Allahs Huld, die Er gewährt, wem Er will. Und Allah besitzt große Huld. Das Gleichnis derjenigen, denen die Thora auferlegt wurde, die sie aber hierauf doch nicht getragen haben, ist das eines Esels, der Bücher trägt. Schlimm ist das Gleichnis der Leute, die Allahs Zeichen für Lüge erklären. Und Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht.
    Sag: O die ihr dem Judentum angehört, wenn ihr behauptet, daß ihr Allahs Schützlinge unter Ausschluß der (anderen) Menschen seid, dann wünscht (euch doch) den Tod, wenn ihr wahrhaftig seid.
    Aber sie wünschen sich ihn niemals wegen dessen, was ihre Hände vorausgeschickt haben. Und Allah weiß über die Ungerechten Bescheid.
    Sag: Gewiß, der Tod, vor dem ihr flieht –, gewiß, er wird euch begegnen. Hierauf werdet ihr zu dem Kenner des Verborgenen und des Offenbaren zurückgebracht, und dann wird Er euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet.
    O die ihr glaubt, wenn zum Gebet gerufen wird am Freitag, dann eilt zu Allahs Gedenken und laßt das Kaufgeschäft. Das ist besser für euch, wenn ihr wißt.
    Wenn das Gebet beendet ist, dann breitet euch im Land aus und trachtet nach etwas von Allahs Huld. Und gedenkt Allahs viel, auf daß es euch wohl ergehen möge!
    Und wenn sie einen Handel oder eine Zerstreuung sehen, laufen sie dorthin auseinander und lassen dich stehen. Sag: Was bei Allah ist, ist besser als Zerstreuung und als Handel. Und Allah ist der beste Versorger.
    (Sure 62)

Beim zweite Ritualgebet wird dann meist die Sure 63 al-Munafiqun (Die Heuchler) rezitiert. Auch hierbei ist wieder die Gebetsrichtung und das Verbeugen genau vorgeschrieben. Hierzu ist in den Grundlagen des Islam einiges beschrieben. Vor dem zweiten Gebetsabschnitt gibt es ein Bittgebet, welches im Stehen gesprochen wird. Hier handelt es sich meist um ein frei gesprochenes Gebet, was ebenfalls meist in arabisch erfolgt, aber nicht zwingend ist. Das Freitagsgebet selbst beginnt frühestens mit dem Sonnenhöchststand, die Ansprache [chutba] darf auch früher begonnen werden. Die Mindestteilnehmerzahl ist fünf Männer einschließlich dem Vorbeter.

Ich halte die Auslegung und Lesung auf arabisch für nicht gut, weil dabei nicht alle den wirklichen Sinn verstehen. Man bedenke, dass nicht jeder Muslim arabisch als Muttersprache spricht. Vielfach sind die Arabischkenntnisse nur auswendig gelernte Koranverse, deren Sinn gar nicht hinterfragt wird. Einen Religionsunterricht wie ihn Christen kennen, in dem geschichtliche Ereignisse und andere Sichtweisen des Glauben beleuchtet werden, kennen Muslime nicht. Ähnlich wie früher lange Psalmen in den Schulen auswendig gelernt wurden, wird heute der Koran sprachlich korrekt in den Koranschulen gelehrt. Allerdings wird dabei höherer Wert auf die Aussprache als auf den Inhalt gelegt.

Anmerkung zu einer Gemeinsamkeit:

Der Sabbat der Israeliten beginnt, laut Tanach auch am Freitag Abend.

Siehe 1. Buch Mose, Kapitel 1
Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. (aus Vers 5)
Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. (aus Vers 8)
Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. (Vers 13)
Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. (Vers 19)
Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. (Vers 23)
Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. (aus Vers 31)

Der siebende Tag ist so gesehen bis heute wohl nicht vollendet, denn dieser Tag wird nicht so erwähnt.

Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
(1. Mose 2, 2)

Nach der israelitische Zeitrechnung ist also von Freitag Abend bis Sonnabend Abend unserer Zeitrechnung, so gesehen der Sabbat. Damit ist das muslimische Freitagsgebet zur gleichen Zeit wie der Beginn des israelitischen Sabbat.

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