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Kurdische Yeziden

Kurdische Yeziden

Die Yeziden sind Angehörige einer alten religiösen Minderheit der Kurden. Die eigentliche deutsche Schreibweise ist Jesiden. Die Angehörigen dieser Religion nennen sich aber auch in Deutschland Yeziden. Ihre Wurzeln sollen bis zu 2.000 Jahre vor Christus reichen. Man kann aber wohl eher davon ausgehen, dass diese Religion in ihrer heutigen Lehre und Ritus erst nach dem Christentum und vor dem Islam entstanden ist. Der Name der Religion leitet sich wohl von dem islamischen Kalifen Yazid dem Ersten her. Schon daher ist eher unklar, woher diese Religion kommt. Die Yeziden gehören zu den monotheistischen Religionen und haben Elemente des Zoroastrismus, sowie der jüdischen, christlichen und muslimischen Religion. Auch die Gliederung in eine Kastengesellschaft ähnlich des Hinduismus sind hier vertreten. Die Yeziden wurden aber genau gesehen erst durch eine Reform zu dem, was sie heute darstellen. Man kann sogar davon ausgehen, dass sie in dieser Zeit erst aus einem vorherigem Glaubensbild gebildet wurden. Ausgangspunkt dieser Reform war Scheich Adi ibn Musafir (geboren zwischen 1073 und 1078 und gestorben 1162 oder 1163). Nach islamischer Überlieferung soll dieser Scheich ein Mitglied der Koreischiten gewesen sein. Er soll also zur Familie des Muhammad gehört haben. Dies wird allerdings von den Yeziden absolut abgelehnt. Sie lehnen ja auch den Muhammad als Prophet ab. In Ihrer Religion gibt es keinen Propheten oder Heiland. Trotzdem sind viele Elemente sehr nah am Glaubensbild der Muslime und die familiären Beziehungen sind wohl auch viel zu nah um eine Verwandtschaft zu den Muslimen zu verneinen. Yeziden sträuben sich allerdings dagegen als muslimische Sekte betrachtet zu werden. Dies kann man bei der Analyse des Glaubens auch voll und ganz unterstützen. Dazu sind die Glaubensbilder dann wieder viel zu verschieden, um diese Yeziden als muslimisch zu sehen! Yezidismus wird geheim praktiziert und überliefert. Niemand kann zum yezidischen Glauben übertreten oder bekehrt werden, denn Yezide wird man durch Geburt. Durch strenge Heiratsregeln getrennt, gliedert sich die Glaubensgemeinschaft der Yeziden in die Kasten der Kleriker und der Laien. An der Spitze der Gemeinschaft steht ein Emir (Mîr). Er bildet den Kopf der obersten Kaste, den Scheichs. Dieser Kaste folgen in der Rangordnung die Priester (Pîr). Die unterste Kaste sind die Laien (Murîds). Sie bilden auch die größte Bevölkerungsgruppe. Die Yeziden müssen in Gemeinden von mindestens neun Gläubigen zusammenleben. Sie unterliegen Tabus, die bestimmte Speisen oder Farben verbieten. Sie haben auch Regeln für Körperhygiene und Kleidung. Im religiösen, familiären und öffentlichen Leben sind jedem Yeziden bestimmte Rollen zugewiesen. Frauen tragen keinen Schleier und haben in Fürstenfamilien oft deren Politik für die Gemeinschaft bestimmt und geführt. In der Schöpfungsgeschichte der Yeziden ist Melek Taus (=Engel Pfau), der erste Engel und Partner Gottes. Als Adam geschaffen war, fiel Melek Taus von Gott ab. Seine Untreue musste er in der Hölle büßen, bis er deren Feuer mit seinen Tränen gelöscht hatte. Gott sah seine Reue und ernannte ihn zum Statthalter in der diesseitigen sichtbaren Welt. Seit jeher sind sie überwiegend Bauern und Viehzüchter. Viele Yeziden meinen, dass die Mehrheit aller Kurden bis zur Zwangsislamisierung im 9. bis 11. Jahrhundert Yeziden waren. Heute gibt es nur noch Restgruppen. Über die tatsächliche Anzahl der Menschen, die sich gegenwärtig zum yezidischen Glauben bekennen, können allerdings nur Vermutungen angestellt werden. Die Yeziden geben sie mit ca. 800.000 Mitglieder an. Die überwiegende Mehrheit lebt im Irak (bis zu 300.000). Ihre Anzahl in Armenien und Georgien wird auf einige zehntausend geschätzt. In Syrien gibt es 5.000 bis 10.000 Yeziden. Im Iran leben nur einige tausend. Gab es in der Türkei ursprünglich 300.000 Yeziden, sind es heute nur noch wenige hundert. Die meisten von ihnen assimilierten sich, Zehntausende flohen ins Ausland. Die Siedlungsgebiete der Yeziden entsprechen denen der Kurden. Das religiöse Zentrum der Yeziden “Lalisch” befindet sich im Nordirak, nahe der Stadt Mossul. Hier wurde der Reformer Scheich Adi ibn Musafir begraben. In Deutschland leben zur Zeit ca. 30.000 Yeziden.

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