Religions Informationen
Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

Weitere Informationen finden sie hier.
   chrstl. Denomination
    christliche Gemeinschaften
       Quäker

Religiöse Gesellschaft der Freunde
(Quäker)

Religiöse Gesellschaft der Freunde

In der Zeit des Umbruchs nach der Reformation und nach den die Weltsicht verändernden Entdeckungen gab es auch in England in der Mitte des 17. Jahrhunderts Gruppen und Menschen, die nach religiöser Erneuerung suchten. Sie fanden, daß die Kirchen ihrer Zeit die Menschen vom Kern des. christlichen Glaubens wegführten und in hierarchischen und überlieferten rituellen Formen erstarrten. Eine dieser Gruppen sammelte sich um George Fox (1624-1691), von dessen visionärer Eingebung sie sich begeistern ließ. Sie verstanden sich als "Freunde Jesu", wie dieser die veränderte Beziehung zu seinen Jüngern gekennzeichnet hatte. Deshalb nannten sie sich bald "Religiöse Gesellschaft der Freunde"; bekannt wurden sie aber unter ihrem ursprünglichen Spottnamen "Quäker" (Zitterer). Auch in Deutschland gibt es seit dem Ende des 17. Jahrhunderts Quäker; offiziell geduldet wurden sie jedoch erstmalig um 1791 in Bad Pyrmont. Seit 1800 steht dort ein Versammlungshaus, das 1932 neu errichtet, für viele überregionale Veranstaltungen der Freunde genutzt wird. In mehreren Städten des deutschsprachigen Raums treffen sich gegenwärtig kleine Quäkergruppen. Auf der ganzen Welt gibt es ca. 200 000, in Deutschland 400, Quäker. Sie kommen aus der christlichen Tradition und teilen deren Grundwerte. Der alleinige Weg Jesu zum Heil des Menschen ist nicht Dogma dieser Gemeinschaft. Auch außerhalb dieser Glaubenskultur kann der Weg Gottes ergründet werden. Die Andacht ist das zentrale Ereignis der Gemeinschaft. Sie kommen zusammen für eine Stunde der Stille in Gemeinschaft vor Gott. Wer sich aus dieser wartenden und tauschenden Haltung heraus innerlich gedrängt fühlt, äußert, was ihn oder sie bewegt. Einige Menschen verspüren dabei eine Erregung, ein "Beben" (engl.to quake; daher der Spottname). Die Anwesenden versuchen, sich einer möglichen geistigen Botschaft zu öffnen, die auch in unbedeutend erscheinenden Äußerungen zum Ausdruck kommen kann. Die Andacht ist für alle Menschen offen und ist nicht an spezielle Räume gebunden. In einigen Teilen der Welt gibt es auch von Predigern geleitete Andachten, nicht jedoch in Europa. Sie verzichten auf Rituale und beschränken sich auf ein Minimum an äußeren Formen, z.B. taufen sie nicht und feiern kein Abendmahl. Sie betrachten das ganze Leben als Sakrament und sind bemüht, im praktischen Leben sich von ihren religiösen Wahrnehmungen leiten zu lassen. Immer wiederkehrende Grunderfahrungen prägten schon sehr früh das Bewußtsein für die Gleichheit unter den Menschen und die Notwendigkeit, auf Überflüssiges zu verzichten; letzteres wurde zu dem Ruf nach dem einfachen Leben. Aus diesen und anderen Wahrnehmungen erwuchsen viele soziale Aktivitäten gegen den herrschenden Zeitgeist und das Engagement für Frieden und Versöhnung. Es gibt bei den Freunden keine strukturierte Hierarchie. Wer mitmacht, trägt auch Verantwortung, gleich ob Frau oder Mann. Auch Kinder finden oftmals ihre eigenen Weisen, am Gruppenleben teilzunehmen. Notwendige Ämter werden in der Regel nur für eine begrenzte Zeit vergeben, damit eine Lebendigkeit in der Amtsführung bestehen bleibt. Für Quäker war Christsein immer Anteilnahme am Nächsten und entschiedenes Eintreten für bessere und gerechte Lebensbedingungen. Wichtig war und ist ihnen dabei, soweit wie möglich Feindseligkeiten und ihre Hintergründe zu erkennen und wirksam zu überwinden. Ihre immer wieder gewonnene Überzeugung, daß jede physische und psychische Gewaltanwendung gegen Menschen ihrer religiösen Erfahrung widerspricht, veranlaßte sie, sich eindeutig gegen jede Gewaltanwendung auszusprechen und zu versuchen, danach zu handeln. Das Ringen um Entscheidungen für oder gegen Gewaltanwendung was ist Hier und Jetzt realisierbar - wurde jedoch oft zu einem schmerzhaften Prozeß mit unterschiedlichem Ergebnis. In der Vergangenheit haben die Quäker an einigen spektakulären und vielen kleinen, eher unscheinbaren sozialen und karitativen Aktivitäten teilgenommen. Diese sind als Ausfluß ihrer Gesamtschau und ihrer religiösen Erfahrungssuche zu sehen. Die vielzitierte "Quäker- Kinderspeisung" in Deutschland nach den Weltkriegen durch britische und amerikanische Quäker war Ausdruck ihrer Überzeugung, daß nach dem schrecklichen Geschehen mit der gegenseitigen Verunglimpfung des Feindes eine Geste der Versöhnung eine neue Form des Miteinander-Umgehens nötig war. Die praktische Hilfe war ein geeignetes Mittel zur Erfüllung dieser Absicht. In der Quäkergeschichte ist für diesen Vorgang der Begriff "Anliegen" entstanden. Einem Anliegen liegt die aus religiöser Erfahrung gewonnene und oft mit den realen Gegebenheiten in Widerspruch stehende Überzeugung zugrunde, daß es eine bestimmte Aufgabe gibt, die die Betreffenden erfüllen sollen. Das braucht nicht unbedingt eine Aufgabe von großer Tragweite zu sein; sie vermittelt den Handelnden jedoch das Bewußtsein, sie erfüllen zu "müssen". Häufig wird die jeweilige Gruppe um Unterstützung gebeten; dies ist manchmal leicht, manchmal auch nur mit Mühe erreichbar, besonders dann, wenn das Anliegen gegen die Werte und Regeln des aktuellen Zeitgeistes gerichtet ist. So mußte John Woolman (1720-1770) auch unter Freunden lange für sein Anliegen der Sklavenbefreiung um Zustimmung und Unterstützung ringen. Wichtig ist, daß grundsätzlich die Bereitschaft der Freunde besteht, sich mit Anliegen einzelner, zu befassen und diese zu prüfen. Dem liegt die bereits erwähnte Erfahrung zugrunde, daß aus jedem Menschen die Stimme Gottes sprechen, oder, anders gewendet, die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Ganzen deutlich werden kann. Eines der jüngsten Anliegen, die 'Kriegssteuerverweigerung', ist ein Teil der Friedensarbeit. Einige Freundinnen und Freunde weigern sich, den Teil der Steuern zu zahlen, der prozentual gesehen in den Rüstungshaushalt fließen soll. Das Geld soll ihrer Meinung nach für friedliche Zwecke ausgegeben werden. Ihr Werben für eine "Friedenssteuer" reicht weit über ihr lokales Betätigungsfeld hinaus. Es führte dazu, daß sich die Quäker als erste deutsche Gruppierung für eine solche Initiative ausgesprochen haben, und trug dazu bei, daß sich der Bundesfinanzhof mit der Frage der Steuerverweigerung aus Gewissensgründen beschäftigte. Auch wenn der "Erfolg" bisher ausblieb, ist nicht abzuschätzen, in wievielen Menschen der Umdenkungsprozeß - weg vom militärgestützten Sicherheitsdenken, gefördert wurde. Dieses Ansprechen anderer Menschen auf eine innere Wandlung ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Projekte.

 

Link:
- Religiöse Gesellschaft der Freunde
- Quäker-Hilfe
- Quäker-Hilfe-Stiftung
- The Religious Society of Friends
- Quakers in Britain
- Woodbrooke (Fortbildungszentrum)
- quaker's.network

zurück

Copyright © 2009 by Falke 1830