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Carl Ischer
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       Katholisch Apostolische Gemeinden

Katholisch Apostolische Gemeinden

Wir schreiben das Jahr 1815 Napoleon wurde geschlagen und es zog Frieden in Europa ein. 300 Jahre war es her, daß Luther seine 95 Thesen in Wittenberg anschlug. Seit 240 Jahren war die reformatorische Bewegung als gleichberechtigt anerkannt. Die Zeit der Aufklärung brachte viele neue Erkenntnisse und Gedanken. Als Folge war ein Abnehmen des Glaubens und alles kirchlichen zu beobachten. Materielles Leben und Denken trat in den Vordergrund. Doch blieb ein Rest übrig, der danach trachtete, des Glaubens zu leben. Zur Behebung der allgemeinen Ungläubigkeit wurden Bibel und Missionsgesellschaften ins Leben gerufen. War es doch nun auch, durch die neuen Techniken, möglich die Bibel mit neuen Ausmaßen zu verbreiten. Allenthalben regten sich religiöse Kräfte zur Belebung des christlichen Glaubens. Prophetische Gaben traten zu Tage. Sie verkündigten große Dinge die unmittelbar bevorstanden. Viele dieser Dinge wurden wenig später schon vor den Augen der Menschen erfüllt. Krankenheilungen und Zungenreden (reden in anderen Sprachen ohne dieser mächtig zu sein) traten zu Tage. Viele neue Christliche Konfessionen wurden in Europa und vor allem in Amerika durch sendungsbewußte Männer und Frauen gegründet. Im Sommer 1826 hatte sich ein Kreis gläubiger Männer zusammen gefunden um in der Heiligen Schrift zu forschen und darin neue Erkenntnisse zu finden unter ihnen Henry Drummond ein in England weithin bekannter Mann. Am 1. Advent 1826 lud Henry Drummond ca. dreißig Geistliche aller Konfessionen auf sein Jagdschloß nach Albury Park ein. In den Albury Konferenzen (letzte war Juli 1830) trafen sich Theologen und Laien unterschiedlicher Konfessionen um unter Gebet und Bibelstudium, die zu dieser Zeit verbreiteten prophetischen Verheißungen und endzeitlichen Erwartungen zu klären. Eine wichtige Rolle spielte die Auseinandersetzung mit dem damals neu aufgebrochenen Wirken des Heiligen Geistes in Schottland, die Frage nach der Funktion der Gaben des Geistes für die Kirche und die Erwartung der baldigen Wiederkunft Jesu. Ein wichtiger Repräsentant, für die neue, im entstehen befindliche, Bewegung war in den ersten Jahren Edward Irving, Prediger in einer großen Gemeinde der schottischen Nationalkirche in London. In dieser großen Kirche ließ Irving zu, daß einfache Laien durch prophetischem Antrieb redeten. Diese Gemeinde wurde nach den Anfängen in Albury zu einem Zentrum des charismatischen Aufbruchs. Auf Grund dieser Ereignisse wurde Irving untersagt weiterhin in der Kirche zu lehren. Er teilte damals mit andern Persönlichkeiten dieses Los. Obwohl Irving 1834 nur wenige Jahre nach diesen Anfängen starb, wurden die Anhänger der Bewegung oftmals fälschlicherweise als Irvingianer bezeichnet. Nachdem vielfach Menschen, die durch das neuerliche Wirken des Heiligen Geistes ergriffen waren, aus ihren ursprünglichen Kirchen ausgeschlossen wurden, entstanden ab 1832 eigenständige Gemeinden mit einer eigenen Ämterstruktur. Durch prophetisches Reden wurden Diakone, Priester, Bischöfe und Apostel berufen, um dem Aufbau der Gemeinden und letztlich der ganzen Kirche zu dienen. Die Berufung von Aposteln stellte eine Besonderheit dar, in der ein Wirken Gottes zur umfassenden Erneuerung der ganzen Kirche gesehen wurde. Damit verknüpft wurde die Erwartung, daß Jesus durch das Werk des Heiligen Geistes und der Apostel die zerstreute und zerstrittene Kirche kurz vor seiner Wiederkunft zur Umkehr und einer neuen Einheit führen würde. Deshalb nannten sich die Gemeinden katholisch (allumfassend) - apostolisch (durch Apostel geleitet). Es gab insgesamt 12 Apostel. Je einen für jeden göttlichen Stamm (analog Offenbarung 7: 4 bis 8). Bis auf einen wurden sie mit den zwölf Jüngern Jesu verglichen.

 

Name:

 

Rufung:

 

vorherige
Lebensstellung:

 

Arbeitsgebiet:

 

vorherige
Konfession:

 

John Cardale,
1802 - 1877
(Petrus)

 

31. 10. 1832
und
7. 11. 1832

 

Rechtsanwalt
in London

 

Stamm Juda
England und
Nordamerika

 

anglikanisch

 

 

Sir Henry Drummond,
1786 - 1860
(Andreas)

 

25. 09. 1833

 

Bankier und Parlamentsmitglied
Gutsherr von Albury, High Sheriff of Surrey

 

Stamm Benjamin
Schottland und
protestantische Schweiz

 

anglikanisch

 

 

Spencer Perceval,
1795 - 1859
(Johannes)

 

14. 12. 1833

 

Jurist und
Parlamentsmitglied

 

Stamm Manasse
Italien

 

anglikanisch

 

 

John Henry King-Church,
1785 - 1865
(Jakobus)

 

18. 12. 1833

 

Königlicher
Amtmann am
Tower in London

 

Stamm Isaschar
Dänemark,
Niederlande
und Belgien

 

anglikanisch

 

 

Nicholas Armstrong,
1801 - 1879
(Philippus)

 

18. 01. 1834

 

Geistlicher der irisch anglikanischen Kirche,
später kongregationalistischer Pfarrer

 

Stamm Sebulon
Irland, Kleinasien
und Griechenland

 

irisch anglikanisch

 

 

Francis Valentine Woodhouse,
1805 - 1901
(Bartholomäus)

 

13. 08. 1834

 

Rechtsanwalt
in London

 

Stamm Ruben
Süddeutschland
und Österreich

 

anglikanisch

 

 

John Owen Tudor
1784 - 1861
(Thomas)

 

18. 02. 1836

 

Sprachlehrer, Schriftsteller, Künstler, Herausgeber
der Morning Watch

 

Stamm Ephraim
Polen, Indien
und Australien

 

anglikanisch

 

 

Henry Dalton
1805 - 1869
(Matthäus)

 

04. 03. 1835
und/oder
04. 04. 1835

 

irisch anglikanischer
Geistlicher in
Bridgnorth/Shropshire

 

Stamm Asser
Frankreich und katholische Schweiz

 

irisch anglikanisch

 

 

Thomas Carlyle
1803 - 1855
(Jakobus)

 

01. 05. 1835

 

Rechtsanwalt in Edinburgh,
ab 1824 Baron

 

Stamm Simeon
Norddeutschland

 

reformiert kalvinistisch

 

 

Francis Sitwell
1797 - 1864
(Thaddäus)

 

20. 05. 1835

 

Landedelmann auf
Schloß Barmoor Castle
Northumberland,
Kirchenpatron

 

Stamm Naphtali
Spanien, Portugal
und Südamerika

 

anglikanisch

 

 

William Dow
1800 - 1855
(Simon)

 

03. 06. 1835

 

Geistlicher
der schottisch
presbyterianischen
Kirche

 

Stamm Dan
Rußland,
Finnland,
Baltikum

 

reformiert kalvinistisch

 

 

Duncan Mackenzie
1785 - 1855

 

14. 07. 1835

 

Apotheker, als Laie
war er Ältester in
Irvings Gemeinde

 

Stamm Gad
Schweden und
Norwegen

 

reformiert kalvinistisch

 

 

 

Nach der Rufung des letzten Apostels blieben sie für ein Jahr alle zusammen in Albury. Cardale der erstgerufene Apostel galt als Pfeiler der Apostel. Er führte in dieser Zeit die Versammlungen und leitete die Gottesdienste. Die Apostel studierten gründlich die Geschichte der Kirche und das Glaubensleben der unterschiedlichen Konfessionen. Zum einen traten die Apostel mit einer Analyse der kirchlichen Situation und damit verbunden einem Bußruf, dem Testimonium, an die Kirchenleitungen der verschiedenen Konfessionen und an weltliche Häupter ihrer Zeit heran, zum anderen erarbeiteten sie eine umfassende Gottesdienstordnung, in die Elemente aus allen Konfessionen aufgenommen wurden und die 1842 in den Gemeinden eingeführt wurde. Im Jahre 1847 wurde zusätzlich zur Taufe mit Wasser die Versiegelung eingeführt. Man ging von Apostelgeschichte 8: 14 bis 17 aus. Durch Handauflegung und Gebet wurde somit der Heilige Geist gespendet. In den Jahren zwischen 1840 und 1900 wurden insbesondere in England und in Deutschland, aber auch in Holland und Rußland katholisch-apostolische Gemeinden gegründet. Als Ämter kannte man Apostel (für jeden Stamm), Propheten, Engel (Bischof), Älteste, Propheten (für Gemeinde), Evangelist, Hirte und Lehrer (Priester). Zusätzlich gab es noch den Auftrag als Diakone bzw. Diakonissin. Als Rangstellung gab es die Bezeichnung Pfeiler.. Apostel, Prophet usw. Später wurde noch das Amt eines Koadjutor (Helfer des Apostel). Die Mitglieder blieben normalerweise, wenn sie nicht ausgeschlossen wurden (was häufig geschah), auch Mitglieder in ihren Ursprungsgemeinden der jeweiligen Konfession. Die größte Ausdehnung hatte diese Gemeinschaft zur Jahrhundertwende. Zu diesem Zeitpunkt wurden noch Kirchengebäude für blühende und aufstrebende Gemeinden (z.B. Görlitz) gebaut. Es wurde zunächst erwartet, daß Jesus noch vor dem Tod der neuen Apostel wiederkommen würde. Der Tod der Apostel (in der Zeit zwischen 1855 und 1901) brachte eine Erschütterung und eine Verschiebung der endzeitlichen Erwartung, wurde aber als Wille Gottes angenommen und weitere Apostelberufungen abgelehnt. Aus dieser Krise ging die Neuapostolische Kirche hervor, in der weiter Apostel berufen wurden. Nach dem Tod des letzten Apostels der katholisch-apostolischen Gemeinden konnten keine Amtsträger wie Priester und Bischöfe mehr durch apostolischen Segen eingesetzt werden, so daß allmählich die gesamte Amtshierarchie ausstarb und damit alle sakramentalen Handlungen aufhören mußten. Die Gemeinden wurden nach 1971, dem Tod des letzten Priesters, aufgelöst oder bestehen als kleine Restgemeinden weiter. Ca. 10.000 bekennen sich auch heute noch zu diesem Glauben in Deutschland. Von der Bewegung des katholisch-apostolischen Werkes, war keine generelle Neugründung einer Kirche, sondern der Versuch einer möglichst alle Christen umfassende Ökumene ausgegangen. Leider wurde der Ruf der damaligen Apostel nicht angenommen und die sich zu dieser Bewegung bekennenden Christen aus den Kirchen ausgeschlossen. Heute muss man erkennen, dass die Christenheit für dieses einende Werk nicht bereit war! Trotzdem sind von dieser Gemeinde ganz wesentliche Impulse in die ökumenische und charismatische Erneuerung der Kirche in unserem Jahrhundert ausgegangen. Die Gemeinden stehen uns heute noch als Zeichen für die nie aufgegebene Hoffnung, auf die Wiederkunft Christi und Erneuerung der Kirche und der ganzen Welt vor Augen. Sämtliche heute aktiven apostolischen Gemeinden sind von dieser Bewegung nie anerkannt worden. Auch der Versuch einer Neugründung ist letztlich nicht auf diese Bewegung zu gründen.

 

Link:
Eine Auslegung der Offenbarung des Johannes
aus katholisch-apostolischer Sicht

Historischen Dokumente zur Katholisch Apostolischen Gemeinde

Historischen Dokumente zur Katholisch Apostolischen Gemeinde (englisch)

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