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Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

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Urkirche / Urgemeinde

Anmerkung: Die Begrifflichkeit, welche ich hier gewählt habe ist in theologischen Kreisen sehr umstritten. Ich will hier aber deutlich machen, dass eben nicht die Kirche, weil sie alt ist, automatisch als die eine Kirche Christi, angesehen werden kann. Ich will mit dieser Begrifflichkeit den jungen zarten Reis der ersten Kirche ohne die Last der Kreuzzüge und Hexenverbrennung beleuchten.

 

Die Anfänge

Die Urkirche also die erste Kirche entstand nach Jesu Kreuzestod und Himmelfahrt. Die Anhänger Jesu (z.B. Jünger / Apostel) waren wegen den Ereignissen sehr verängstigt. Sie blieben auf Jesu Anweisung zusammen in Jerusalem. Es waren ca. 120 Menschen.

    Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.
    .... -es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig-.....
    (aus Apostelgeschichte 1, 14 und 15)

Hier wird in der Bibel zum letzten Mal die Mutter Jesu (Maria) namentlich erwähnt. Sie wurde also in der Urkirche nicht als ein besonderer Mittelpunkt angesehen. Petrus veranlasste, dass für Judas ein Neuer in den Apostelkreis aufgenommen wurde.

    Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias; und er wurde zugeordnet zu den elf Aposteln.
    (Apostelgeschichte 1, 26)

Am jüdischen Fest der Wochen dem heutigen Pfingsten wird in der Bibel über ein besonderes Ereignis berichtet.

    Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.
    Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
    Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,
    und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
    Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
    Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
    Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?
    Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?
    Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien,
    Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom,
    Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
    Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
    (Apostelgeschichte 2, 1 bis 12)

Durch diese Begebenheit und die gewaltige Predigt des Petrus haben sich bei 3000 Menschen taufen lassen. Dieses Ereignis gilt als die Geburtsstunde der Kirche Jesu Christi

    Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.
    (Apostelgeschichte 2, 41)

Was wird uns weiter von der Urkirche berichtet?

    Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
    (Apostelgeschichte 2, 42)

Sie waren also beständig in der Jesuslehre (=Lehre der Apostel), in der Gemeinschaft untereinander, sie teilten das Brot und beteten immer, also nicht nur in Not oder schlechten Zeiten.

Für uns so meine ich ein wichtiges Kriterium!

Wir sollen also nicht nur gelegentlich sondern regelmäßig unseren Gottesdienst verrichten Gemeinschaft pflegen und mildtätig sein.

Zum Gebet ist es vielleicht ratsam auch einmal einen Psalm zu lesen!

    Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.
    (Apostelgeschichte 2, 41)

Die Apostel taten Zeichen und Wunder.

    Und es wurde ein Mann herbeigetragen, lahm von Mutterleibe; den setzte man täglich vor die Tür des Tempels, ... Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.
    (aus Apostelgeschichte 3, 2 bis 9)

    Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander.
    (Apostelgeschichte 5, 12)

Viele Gläubige verkauften aus freiem Entschluss ihren Besitz. den Erlös brachten sie den Aposteln, damit auch für Ärmere das Lebensnotwendige beschafft werden konnte.

    Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.
    (Apostelgeschichte 4, 34 und 35)

Da die Gläubigen zu diesem Zeitpunkt nur Juden waren versammelten sie sich zum Gebet und Gottesdienst im Tempel. Das Abendmahl (Gedächtnismahl) feierten sie in ihren Häusern. Täglich nahm die Gemeinde zu. Durch den Hohenpriester der Israeliten, den Sadduzäern und Pharisäern wurden die Christen verfolgt. Von ihnen wurde verlangt nicht mehr von Christus und seiner Lehre zu predigen bzw. zu erzählen.

    Und sie riefen sie und geboten ihnen, keinesfalls zu reden oder zu lehren in dem Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen um des Volkes willen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient hätte; denn alle lobten Gott für das, was geschehen war.
    (Apostelgeschichte 5, 18 und 20)

Die damaligen Apostel erwählten sich sehr bald Helfer (Diakone) weil sie nicht alles alleine machen konnten. Einer dieser Diakone, der Stephanus wurde zum ersten Märtyrer. Viele Christen verließen wegen der Verfolgungen Jerusalem und zogen in andere Städte und Gegenden. Dadurch entstanden in kürzester Frist viele neue Gemeinden. Auch hier erzählten die Christen von ihrem Glauben und somit kamen auch hier viele zur Gemeinde. In der Apostelgeschichte kann man noch vieles über die ersten Gemeinden lesen.
Eine Besonderheit möchte ich fast kommentarlos aufführen:

    Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes.
    Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligen Geist empfingen.
    Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
    Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist.
    Als aber Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an
    und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den heiligen Geist empfange.
    (Apostelgeschichte 8, 19 und 20)

    Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten.
    (Apostelgeschichte 19, 6)

Über diese beiden Stellen wird viel diskutiert. Die Diskusion reicht dabei von nicht Beachtung dieser Aussagen bis zu eine Überbewertung der Sachlage. Ich würde sagen sie gehören dazu und sind somit auch Bestandteil des christlichen Glaubens. Petrus wurde damals auch durch Jesus beauftragt zu einen Heiden, dem Hauptmann Kornelius, zu gehen. Durch Paulus wurde dann die christliche Lehre auch unter den Heiden verbreitet.

    Und er führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?
    Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!
    Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause waren.
    Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle die Seinen sogleich taufen.
    (Apostelgeschichte 16, 30-33)

Durch die guten Verkehrsverhältnisse der damaligen Zeit konnten auch Reisen unternommen werden. Diese waren zwar für unsere heutige Zeit beschwerlich aber durch römische Straßen erst möglich. Somit konnte sich im ganzen Römischen Reich dieser Glaube verbreiten.

Die Pseudoepigraphen berichten auch von den anderen Aposteln. Diese Schriften wurden aber nicht in die Bibel aufgenommen. Bekannt sind z.B. das Tomasevangelium, das Petrusevangelium sowie auch der Hirt des Hermas.

Im Jahre 64 brande die Stadt Rom. Der Kaiser Nero soll sie wohl selbst angezündet haben. Die Schuld wurde auf die Christen geschoben und eine grausame Verfolgung setzte ein. Durch diese Verfolgungswelle wurden fast alle Apostel getötet. Der letzte lebende Apostel war wahrscheinlich der Apostel Johannes. Diese Verfolgungen dauerten mit kurzen Unterbrechungen annähernd 300 Jahre. Viele Christen starben in dieser Zeit den Märtyrertod.

Da die Apostel schließlich nicht mehr da waren, übernahmen nach und nach die Bischöfe die Betreuung der Gläubigen.

Unter Kaiser Konstantin hörten schließlich die Verfolgungen auf. Das Christentum wurde zur Staatsreligion.

Im Jahre 325 berief Konstantin zum ersten Mal ein Konzil nach Nicäa ein. Auf diesem ersten bedeutenden Konzil, verkündete der Kaiser ein Glaubensbekenntnis, das für alle Christen im Reich als orthodox und katholisch zu betrachten war. Das nicäische Glaubensbekenntnis war somit verbindliche Glaubensgrundlage.

Das apostolisch-nicäische Christentum wurde zur allgemeingültigen Staatsreligion!

Bereits Kaiser Konstantin ließ prächtige Kirchen in Rom, Konstantinopel und Jerusalem errichten.

War der Gottesdienst der ersten Christen sehr schlicht, z.B. in Wohnungen und Kellern (Katakomben in Rom) wurde jetzt der Gottesdienst prächtig ausgeschmückt. Die Geistlichen wurden in den Staatsdienst übernommen. Kirchengewänder wurden eingeführt. Die Würdenträger trugen eine Stola (Gewand, Pallium Schultertuch) und Zeremonialschuhe.

Auch heidnische Bräuche, wurden abgewandelt in der Kirche, eingeführt. Wurden früher zu Ehren der Götter Prozessionen durchgeführt und zog mit dem Panbildnis durch die Felder, so machte man dies nun zu Ehren des einen Gottes und trug das Christusbild voran. Küsste man früher die Götterstatuen im Tempel, so küsste man jetzt Christusstatuen und Statuen der Heiligen. Wurden früher die Götter wegen Krankenheilung oder in Not angerufen, so waren es jetzt die Heiligen die man anrief. Auch Wallfahrten zu heiligen Stätten wurden eingeführt. Weihrauch, Weihwasser und Lichter wurden auch von den heidnischen Tempeln übernommen. Man entfernte sich doch sehr von dem Kultus der Urkirche.

Ursprünglich waren die Bischöfe gleichgestellt. Später erhielten einige Aufsichtsbefugnis über die anderen Bischöfe. Sie wurden Metropoliten genannt.

Über den Metropoliten entstanden die Patriarchate in Konstantinopel, Antiochien, Jerusalem, Alexandrien, und Rom. Rom war somit das einzige Patriarchat im abendländischen Raum.

Schon Bischof Kalixt (221-227) erhob den Anspruch der Bischof der Bischöfe zu sein. Das wurde aber nicht akzeptiert. Bis 235 wurden die Gottesdienste in Griechisch gehalten. Dann führte Rom als erste Gemeinde den Gottesdienst in lateinischer Sprache durch. Andere Gemeinden folgten diesem Beispiel z.B.: Alexandria (Koptisch). Immer mehr traten nun Unterschiede in der Lehre auf. Ein solcher Unterschied entwickelte sich zu einem Hauptstreitpunkt. Dieser Hauptstreitpunkt in der damaligen Kirche konnte nicht beigelegt werden. Es ging um die Natur Christi.

Das Christentum im Vorderen Orient war von Anfang an, von unterschiedlichem philosophisch-religiösem Gedankengut durchdrungen und ließ sich nicht in ein von Konstantinopel aufgezwungenes Schema pressen. Christen und Mönche waren Anhänger des Monophysitentums. Allgemein entsprach die Lehre von der einen, reinen göttlichen Natur Christi dem traditionellen religiösen Empfinden mehr, als die orthodoxen Vorstellungen, dass Christus wahrer Gott und Mensch in einer Person sei. Schließlich führte dieser Streit zur ersten Spaltung.

Als auf dem Konzil von Chalkedon 451 Christus in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt und ungetrennt anerkannt wurde (Gott ist die eine und Jesus eine andere Person also sein direkter Nachkommen=Sohn), trennte sich die ägyptische Kirche (Kopten), die Westsyrer (Jakobiten) und Armenier von der byzantischen Reichskirche, den Melkiten (Kaiserlichen) ab.

Das war die erste Kirchenspaltung. Ab diesem Zeitpunkt kann man also nicht mehr von der einen Urkirche sprechen. Im Weiteren können wir nun nur noch drei, der ehemals fünf Patriarchate als der Kirche zugehörig ansehen (Konstantinopel, Jerusalem und Rom). Der Patriarch von Konstantinopel und der Papst (eigentlich Patriarch) in Rom standen in einem dauernden Rangstreit. Der erste Papst im eigentlichen Sinn war Leo I. (440-461).

Im Jahre 1053 gab es erneut theologische Auseinandersetzungen. Dabei belegten sich der Papst und der Patriarch von Konstantinopel mit dem Bann und schlossen sich somit gegenseitig aus der Kirche aus. Erst am Ende des zweiten Vatikanischen Konzils, also erst 1965, wurde diese Exkommunikation beiderseits aufgehoben.

Die Trennung in eine West- (römisch-katholisch) und eine Ostkirche (griechisch-orthodox) war vollzogen. Somit entzweiten sich das abendliche und das morgenländische Christentum endgültig voneinander. Die jeweilige Bezeichnung der Kirche, beinhaltet auch die jeweilige Kirchensprache.

Im Laufe seiner Geschichte hat das Christentum immer wieder seine Gestalt, Inhalte und Auffassungen entsprechend den geistigen Strömungen und politischen Verhältnisse der Zeit verändert. Während anfangs die innerchristlichen Streitigkeiten lediglich zu innenpolitischen und sozialen Spannungen führten, spaltete sich die Kirche in der Folge in zahlreiche Untergruppen auf. Heute ist es somit sehr schwer den "richtigen" Glauben zu finden. Jeder Glaube hat seine Wahrheiten.

Viele neuere Glaubensgemeinschaften sind in Rückbesinnung auf diese Wahrheiten entstanden. Man kann also nicht sagen diese oder jene sind falsche Christen. Auch ist der Umstand der zeitmäßigen Entstehung einer Kirche untauglich zur Einordnung. Die vielen angeführten Änderungen im Laufe der Zeit bringen nicht unbedingt näher an die Wahrheit.

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