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Das Heiligenwesen der Katholischen Kirche

Inhalt:

1. Allgemeine Vorbetrachtung

2. Ursprung der Heiligenverehrung

3. Verfahren zur Heiligsprechung

4. Funktion der Heiligen

 

*) Anmerkung: Dieses Thema ist nicht offizielle Lehre der Katholischen Kirche. Sie steht nicht im Katechismus und ist somit kein Glaubensdogma. Es ist aber durch diese Katholische Kirche zugelassen, was richtig dosiert durchaus Sinn macht, aber mir in vielen Punkten zu weit geht.

 

1. Allgemeine Vorbetrachtung  

Das Heiligenwesen der Katholischen Kirche ist in Glaubensdingen eine Gradwanderung. Vieles ist sehr nahe dem Götzendienst. Ich möchte hier einige Dinge aufführen, welche gewisse Schwierigkeiten erzeugen. Ich möchte auf keinen Fall irgendwelche Gefühle verletzen.

Aber für eine Betrachtung von Glaubensdingen ist auch dieser Punkt sehr wichtig.

Um dies alles zu betrachten ist es erst einmal notwendig eine Definition von Götzendienst heranzuziehen.

In den Geboten heißt es:

    Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
    Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
    Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
    Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,
    aber Barmherzigkeit erweist an vielen tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
    Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
    (2. Mose 20, 2 bis 7)

Interessanterweise sind die israelitischen Gebote anders gezählt als die christlichen Gebote.
Die israelitische Zählweise kennt drei Gebote mit Bezug zu Gott.
  1. Der alleinigen Gottes
  2. Bildnisverbot
  3. Der missbräuchliche Gebrauch des Gottesnamen

Hier zieht die Kirche den alleinigen Gott und Bildnisverbot zusammen. Schaut man in die prächtig ausgestalteten Kirchen, dann wird einem schnell klar warum das so ist. Wenn man das Gebot exakt beachten würde, dann müsste man selbst das Kruzifix aus den Kirchen verbannen. Das würde aber wiederum an den Grundfesten der Kirche rütteln. Die reformierten Kirchen sind hier besonders konsequent, was ich persönlich auch als richtig empfinde.

Nun ist die alleinige Verehrung eines Heiligen kein Götzendienst!

Gefährlich wird es aber, wenn ich mir ein Bild male, eine Figur schnitze, eine Figur aus Stein erstelle, diese an besonderen Orten;
z.B. In Kirche, in einem Tempel oder in einer Zimmerecke; aufstelle und diese anbete!!!

Anbeten ist aber bereits, wenn ich etwas von ihnen bitte, was mir eigentlich nur Gott gewähren kann. Solch eine Bitte ist zum Beispiel um Gesundheit zu bitten. Das ist dann unerheblich ob es sich um den Heiligen XY oder um Maria handelt. Im Gebot heißt es eindeutig "keine Götter neben mir". Eine einzige Ausnahme ist biblisch gesehen gewährt.

    Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
    (Johannes 14, 13)

In Jesu Namen dürfen wir also an Gott heran treten.

Wenn ich zu irgendeinen Heiligen wallfahre so diene ich diesem. Auch hier kann sehr schnell aus einfachen und richtigen Glauben Götzendienst werden.

Ich möchte kein Dogma erstellen, aber man sollte schon die Sachlage mit Vorsicht betrachten

 

2. Ursprung der Heiligenverehrung  

Erste Ansätze der Heiligenverehrung finden sich in den Anfängen der weltweiten Mission. Als die Völker, mitunter sogar gezwungenermaßen, zum Christentum kamen, brachten sie viele Bräuche aus ihrer Historie mit. Man feierte Jahresfeste und hatte heilige Orte. Zum Beispiel eine alte Eiche, eine Höhle oder eine Quelle. Man hatte als Erfahrung mitgebracht, dass dies Dinge irgendwie hilfreich waren. Um die Menschen zu gewinnen baute die Kirchen dann dort Kapellen oder kleine Altäre. Dazu wandelte man die eigentliche Bedeutung in eine christlich geprägte Bedeutung um. Man machte Wallfahrten dorthin und gliederte das ehemals heidnische Heiligtum in das christliche Brauchtum ein. Als Beispiel nenne ich hier mal den Kölner Dom. Bei Ausgrabungen fand man unter seinen Fundamenten eine römisch heidnische Kultstätte. Hier liegen die ersten Grundlagen für die Wallfahrten. Wallfahrten machten auch schon die Israeliten, als ihr Tempel noch stand. So fand man an solchen Dingen nichts verwerfliches.

Die Heiligen kann man nun aber nicht nur im Götzendienst der Heiden suchen. Dazu hat die Kirche ein viel zu strenges Reglement. Der Ursprung dieser Heiligenverehrung liegt in der Trauer um die Märtyrern der noch jungen Kirche. Man gedachte der treuen Zeugen die um des Glaubens willen in den Tod gegangen sind. Hier liegt der eigentliche Ursprung. Anfangs bestimmte die Gläubigen, wer für sie ein Heiliger war. Einige galten schon zu Lebzeiten als heilig. Aber die meisten erhielten diesen Ehrentitel erst nach dem Tod. Der Bischof oder der von ihm beauftragte Abt sprach die Feststellung schließlich vor der Gemeinde aus. Diese Vorgehensweise brachte eine immer größere Anzahl von Heiligen hervor, was letztlich die angestrebte Sachlage entwertete. Es war auch ein wirtschaftliches Kalkül, was ein Heiliger für den jeweiligen Ort brachte. Je bekannter, desto mehr Menschen kamen und brachten Geld in die Gemeindekasse. Schließlich verbot 794 die Synode von Frankfurt am Main diese Praxis. Dieses Verbot wurde dann von Kaiser Karl dem Großen 805 noch verschärft. Es war damit dem Wildwuchs Einhalt geboten. Trotzdem ist die Heiligsprechung von Ida von Herzfeld aus dieser Zeit überliefert. Mit Beginn des 10 Jahrhunderts hatte nur noch der Papst in Rom das Recht der Heiligsprechung. Der Papst Johannes XV. (*? / von 985 bis † März 996) führte die erste Kanonisation am 31. Januar 993 durch. Bischof Ulrich von Augsburg (* 890 / † 4. Juli 973) wurde 23 Jahre nach seinem Tod heilig gesprochen. Papst Alexander III. (* um 1100 / † 30. August 1181) machte es zur Regel, dass nur der Papst das Recht für die Kanonisation hat. Endgültig regelte aber erst Papst Gregor IX (* um 1167 / † 22. August 1241) im Jahre 1234 dies per Dekret. Da aber so mancher Bischof sich die Kanonisation nicht nehmen ließ entstand schließlich die Unterscheidung zwischen selig und heilig. Heilige waren somit für die ganze Kirche und selig gesprochene für die Region gültig. Ab Gregor IX. werden alle kanonisierten Heiligen in ein amtliches Verzeichnis, dem Martyrologium Romanum, kurz Kanon genannt, eingetragen. Im Jahre 2004 waren in diesem Verzeichnis 6650 Heilige und 7400 Märtyrer verzeichnet.

 

3. Verfahren zur Heiligsprechung  

Das Verfahren zur Heiligsprechung wurde zuletzt von Johannes Paul II 1984 festgelegt. In dem abgebildeten Schema ist die Vorgehensweise sehr gut erläutert.


    Aus dem Heiligenlexikon

 

Ich halte es für grenzwertig, wenn durch ein irdisches Verfahren eine Position bei Gott estgelegt wird.

    Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.
    Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.
    Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie antworteten ihm: Ja, das können wir.
    Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.
    (Matthäues 20, 20 bis 23)

Wenn noch nicht mal Jesus das kann. Wieso kann dann ein Gremium von Gehilfen Jesu das tun? ------------------

 

4. Funktion der Heiligen  

Die katholische Theologie ist stets bemüht, die Anbetung (griechisch λατρεια, lateinisch adoratio) allein Gott vorzubehalten. Den Heiligen und ihren Reliquien werden lediglich Verehrung (griechisch δουλεια, lateinisch veneratio) entgegen gebracht. Trotzdem bildete sich seit dem Mittelalter die Fürbitt und Helferfunktion sehr stark heraus. Man brachte und bringt den Heiligen Angelegenheiten aus dem persönlichen Leben dar und bittet dies vor Gott zu tragen. Man stellt sich dabei vor, dass diese Edlen in einem höheren Stand stehenden Heiligen direkt vor Gott treten können und das Anliegen vorbringen können. Bildlich so wie es im Hiob beschrieben ist.

    Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne1 kamen und vor den HERRN traten, … .
    ( aus Hiob 1, 9)

Auch einige Engel bringen ja laut einigen Schriften die Gebete vor Gott.

    Und er [Raphael] sagte heimlich zu ihnen: … da brachte ich dein Gebet vor den Herrn.
    (aus Tobias 12, 7 und 12)

    Der hatte eine Erscheinung um die neunte Stunde am Tage und sah deutlich einen Engel Gottes bei sich eintreten; der sprach zu ihm: Kornelius!
    Er aber sah ihn an, erschrak und fragte: Herr, was ist? Der sprach zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind vor Gott gekommen und er hat ihrer gedacht.
    (Apostelgeschichte 10, 3 und 4)

Letztlich stellt man sich so den Vermittlerdienst der Heiligen vor.

Das Vierte Laterankonzil verurteilte zwar,

    „dass die Gläubigen mit phantastischen Geschichten oder gefälschten Dokumenten getäuscht werden, wie es an sehr vielen Orten aus Gewinnsucht zu geschehen pflegt.“

Aber es konnte die Entwicklung in der Praxis nicht aufhalten. Der Charakter der Heiligen als Vorbilder im christlichen Leben („imitatio Christi“) trat zugunsten der zugeschriebenen Funktionen als Helfer zurück. Die Gläubigen wählten sich zur Fürbitte gezielt Heilige aus, denen man bestimmte Attribute zuschrieb. Blasius half beispielsweise gegen Halskrankheiten, Sebastian gegen die Pest. Auch die Entwicklung des Kultes der „Vierzehn Nothelfer“ fällt in diesen Zusammenhang. Auf dem Konzil von Trient wurde 1563 die katholische Dogmatik in der Frage der Heiligenverehrung geschärft:

    Da die Heiligen im Himmel mit Christus herrschten, sei es „gut und nützlich“, sie demütig um Beistand anzurufen, um von Gott durch den alleinigen Erlöser und Heiland Jesus Christus Wohltaten zu erlangen
       (Dekret über die Anrufung, die Verehrung und die Reliquien der Heiligen und über die heiligen Bilder vom 03.12.1563, Absatz 1821)

Als Ziel der Heiligenverehrung wird damit Gott festgeschrieben, im zweiten Vaticanum wird diese Auffassung bestätigt und nochmals darauf verwiesen,
dass die Fürbitte der Heiligen bei Gott nicht „heilskonstitutiv“ wie die hohepriesterliche Mittlerfunktion Christi sei
(Lumen Gentium 48 bis 69).

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