Religions Informationen
Betende Hände braucht unsere Zeit.
Carl Ischer
© Evangelische Brüder-Unität
Herrnhuter Brüdergemeine

Weitere Informationen finden sie hier.
  Die heiligen Bücher
   jüdische Schriften
      Talmud

zurück

Der Talmud

Der Talmud [תלמוד], ist nach dem Tanach eine weitere Heilige Schrift der Israeliten. Talmud bedeutet soviel wie Belehrung oder Studium. Er ist sehr viel umfangreicher als z. B. die Bibel. So kommen vollständige Ausgaben auf fast 10.000 Seiten in mehreren Bänden. Es gibt einen babylonischen und einen palästinischen Talmud (Jerusalem). Dies ist nach dem Gebiet der Aufzeichnung benannt. Der Talmud besteht aus mehreren Schichten, der Mischna sowie ihrer Diskussion, der Gemara. Anders als die einheitliche Mischna weicht die Fassung der Gemara in der babylonischen und der palästinischen Talmudausgabe voneinander ab. Beim Babylonischen Talmud kommen schließlich als dritte Schicht die Kommentare aus späterer Zeit hinzu.


Einiges ist auch in Deutsch vorhanden.

-

Die Mischna

Die erste Schicht des Talmud ist die Mischna [משנה] (=Wiederholung). Hierbei handelt es sich um die mündliche Überlieferung der Tora, wie sie die Priester über viele Jahrhunderte hinweg bewahrt haben. Ursprünglich sollte sie gar nicht aufgezeichnet werden, sondern ins Herz eingraviert von Generation zu Generation der Priester weiter getragen werden. Als nach der römischen Zerstörung des Tempels in Jerusalem die Zerstreuung der Israeliten drohte, begann man diese heutige Schrift zu fixieren, um sie nicht zu verlieren. Federführend war hierzu Jehuda ha Nasi. So kam es dazu, dass die Mischna erst im 2. Jahrhundert n. Chr. in ihre jetzige Form gebracht wurde. Die Mischna ist in sechs Teile gegliedert, welche wiederum bis zu 12 Traktate haben.

Hier ist eine Inhaltsübersicht:

 

Zeraim [סדר זרעים] (=Aussaat)
Betrifft die landwirtschaftlichen Abgaben an Priester, sozial Bedürftige und Fremdlinge

  • Berachot [ברכות] (=Segenssprüche)
  • Lesung des Schma Jisrael Gebets, Segenssprüche.
  • Pea [פיאה] (=Eckenlass)
  • Verordnungen über Eckenlass in der Landwirtschaft und milde Gaben.
  • Demaj [דמאי] (=zweifelhafte Produkte)

     
  • Zweifelsfälle und Mischungen von Getreide, bei dem nicht sicher ist, ob es verzehntet wurde.
  • Kilajim [כלאיים] (=Mischungen)
  • Mischungen verschiedener Saaten, Bäume und Tiere.
  • Schewiit [שביעית] (=Siebentjahr)
  • Gesetze über die Aufhebung des Bodenbesitzes und Schuldenerlass im Siebentjahr.
  • Terumot [תרומות] (=Heben)
  • Abgabe von Heben an die Priester.
  • Maasrot [מעשרות] (=Zehnte)
  • Abgabe des Zehnten an die Leviten und Abgaben an Arme.
  • Maaser Schejni [מעשר שני] (=Zweite Zehnte)
  • Abgabe des zweiten Zehnten und sein Hinbringen nach Jerusalem.
  • Challa [חלה] (=Teighebe)
  • Abgabe der Teighebe an die Priester.
  • Orla [עורלה] (=Ungeweihte)
  • Verbot von Baumfrüchten bis zum vierten Jahr.
  • Bikurim [ביכורים] (=Erstlinge)
  • Abgabe der Erstlingsfrüchte und ihre Darbringung in Jerusalem.

 

Moed [סדר מועד] (=Festzeiten)
Betrifft die Fest- und Fasttage

  • Schabath [שבת] (=Sabbat)
  • Am Schabbat verbotene Arbeiten und weitere Schabathgebote.
  • Eruwin [עירובין] (=Vereinigung)
  • Wie man verschiedene Bereiche und Höfe miteinander verbindet.
  • Pessachim [פסחים] (=Pessachfest bzw. Passahfest)
  • Gesetze über gesäuertes und ungesäuertes Brot (Mazah), das Pessachopfer und den Sederabend.
  • Schekalim [שקלים] (=Steuern)
  • Tempelsteuern. Diesen Traktat enthält nur der palästinische Talmud.
  • Joma [יומא] (=Versöhnungstag)
  • Opfer und Fasten am Jom Kippur (Versöhnungstag).
  • Sukah [סוכה] (=Festhütte)
  • Bau der Sukka, die "vier Arten", Festfeierlichkeiten im Tempel.
  • Bejzah [ביצה] (=Jom Tow, Festtag)
  • Allgemeine Gesetze der Festtage.
  • Rosch Haschanah [ראש השנה] (=Neujahrsfest)
  • Bestimmung der Monate und Jahre, Schofarblasen, Gebete am Neujahrsfest.
  • Taanit [תענית] (=Fasttag)
  • Allgemeine Fasttage und solche, die zur Rettung aus Not verkündet werden.
  • Megilla [מגילה] (=Esther-Rolle)
  • Gebote für das Purimfest.
  • Mo'ed Katan [מועד קטן] (=Halbfeste)
  • Gesetze über die Halbfeiertage sowie über die Trauerzeit für Verstorbene.
  • Chaggigah [חגיגה] (=Festopfer)
  • Gesetze über die festtägliche Pilgerfahrt nach Jerusalem.

 

Nashim [סדר נשים] (=Frauen)
Betrifft das Familienrecht

  • Jebamot [יבמות] (=Schwagerehe)
  • Schwagerehe und Eheverbote
  • Ketubbot [כתובות] (=Heiratsverträge)
  • Der Ehevertrag
  • Nedarim [נדרים] (=Gelübde)
  • Genaues zu Gelübden.
  • Nasir [נזיר] (=Asketentum)
  • Details zum Nasirat, zum Asketentum zur Zeit des Tempels.
  • Sota [סוטה] (=Ehebruch)
  • Gesetze über den Ehebruch.
  • Gittin [גיטין] (=Scheidebriefe)
  • Der Scheidebrief und die Scheidung der Ehe.
  • Qidduschin [קידושין] (=Die Heirat)
  • Fragen zur Verlobung und zur Heirat aber auch Gesetze für Mann und Frau.

 

Nezikin [סדר נזיקין] (=Schäden)
Betrifft das Straf- und Schadensersatzrecht

  • Baba qama [בבא קמא] (=Erstes Tor)
  • bürgerlichen Angelegenheiten, hauptsächlich Schäden und Entschädigung
  • Baba metzia [בבא מציעא] (=Mittleres Tor)
  • Funde, Darlehen, Verträge
  • Baba batra [בבא בתרא] (=Letztes Tor)
  • Gesetze über das Nutzen, Verkaufen und Messen von Grundstücken. Auch Erbschaftsrecht und Teilung des Vermögens.
  • Sanhedrin [סנהדרין] (=Gerichtshof)
  • Gerichtshöfe, Strafrecht, Grundsätze des Glaubens.
  • Makkot [מכות] (=Schläge)
  • Regelungen zur Prügelstrafe
  • Schewu'ot [שבועות] (=Schwüre)
  • Wichtigkeit des Eides und seine Diskussion.
  • Edujot [עדוייות] (=Bekundungen)
  • Zeugnisse und Bekundungen.
  • Avoda zara [עבודה זרה] (=Götzendienst)
  • Fernhalten des Götzendienstes und der Umgang mit Götzendienern.
  • Avod [אבות] (=Die Sprüche der Väter)
  • Ein Traktat aus den ethischen Maximen der Rabbiner. Hat keinen Vermerk in der Gemara.
  • Horajot [הוריות] (=Entscheidungen)
  • Besprechungen von Irrtümern der Gerichtshöfe und Korrekturen der Urteile.

 

Qodaschim [סדר קודשים] (=Heiligtümer)
Betrifft den Opferkult u.a.

  • Zevachim [זבחים] (=Schlachtopfer)
  • Gesetze zu Tieropfern.
  • Menachot [מנחות] (=Speiseopfer)
  • Darbringung von Speiseopfern.
  • Chullin [חולין] (=Profane Schlachtung)
  • Details zur Schächtung und den Speisevorschriften
  • Bekhorot [בכורות] (=Erstgeburten)
  • Männliche Erstgeburten bei Tier und Mensch.
  • Arakhin [ערכין] (=Schätzungen)
  • Wie man Dinge schätzt, die dem Tempel geweiht sind.
  • Temura [תמורה] (=Ersatz)
  • Austausch von Opfern.
  • Keritot [כרתות] (=Abtrennungen)
  • Über die 26 Übertretungsfälle, die man "Ausrottung" geahndet werden.
  • Me'ila [מעילה] (=Veruntreuung)
  • Veruntreuung von Tempeleigentum.
  • Tamid [תמיד] (=tägliches Opfer)
  • Ausrichtung und Gestaltung des täglichen Opfers
  • Middot [מידות] (=Maße)
  • Der Tempelbezirk und seine Maße. nicht in der Gemara.
  • Qinnim [קינים] (=Vogelnester)
  • Vogelopfer.

 

Tohorot [סדר טהרה] (=Reinigungen)
Betrifft die Reinheit von Opferstätten u.a.

  • Kelim [כלים] (=Geräte)
  • Geräte und ihre Tauglichkeit
  • Ohalot [אוהלות] (=Zelte)
  • Durch Leichen verursachte Unreinheit an Personen und Dingen die sich mit der Leiche unter einem Dach befinden.
  • Nega'im [נגעים] (=Aussatz)
  • Aussatz bei Menschen, Kleidern und Häusern.
  • Para [פרה] (=Rote Kuh)
  • Über die rote Kuh.
  • Toharot [טהרות] (=Reinheit)
  • Über die rituelle Unreinheit
  • Miqwa'ot [מקוות] (=Tauchbäder)
  • Über rituelle Bäder und ihre Vorschriften.
  • Nidda [נידה] (=Menstruation)
  • Details zur Menstruation
  • Makhschirin [מכשירין] (=Empfindlichkeit)
  • Welche Gegenstände Unreinheit übertragen können.
  • Zabbim [זבים] (=Flußbehaftete)
  • Männer und Frauen die an Ausfluß leiden.
  • Tevul jom [טבול יום] (=Der Untergetauchte)
  • Über Personen die sich einem Tauchbad unterzogen haben.
  • Jadajim [ידיים] (=Hände)
  • Unreinheit der Hände.
  • Uqtzin [עוקצים] (=Stiele)
  • Stiele, Schalen und Kerne die Unreinheit übertragen können.

 

 

-

Die Gemara

Die zweite Schicht des Talmud ist die Gemara [גמרא] (=Vollendung). Hier sind Kommentare und Analysen zur Mischna in Aramäischer Sprache zusammengefasst. Sie ist entstanden durch die umfangreichen Diskussionen der jüdischen Gelehrten insbesondere in den Hochschulen Palästinas und Babyloniens. Ausgehend von den meist rein juristischen Fragestellungen wurden Verbindungen zu anderen Gebieten wie Medizin, Naturwissenschaft, Geschichte oder Pädagogik hergestellt. Auch wurde der eher sachliche Stil der Mischna mit diversen Fabeln, Sagen, Gleichnissen, Rätseln etc. angereichert. Die Gemara war zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen. Es haben sich zwei Hauptstränge der Tradition herausgebildet, die in Form eines palästinischen (Jerusalemer) und eines babylonischen Talmuds vorliegen. Die palästinische Gemara ist kürzer und kommt zügiger zu Ergebnissen als die babylonische, weil sie weniger Ausschweifungen enthält. Die ständige Weiterentwicklung der Tradition durch Diskussionen, Kommentare und Analysen prägt den durchgängig dialektischen Stil des Talmuds. Das bevorzugte Mittel der Darstellung ist der Dialog zwischen verschiedenen rabbinischen Lehrmeinungen, der am Ende zu einer Entscheidung führt und den maßgeblichen Stand der Tradition wiedergibt. Üblicherweise sind die einzelnen Textteile so angeordnet, dass sich die Mischna in der Mitte befindet. Links und unten wird sie L-förmig von der Gemara umrahmt. Der Textstreifen am oberen Innenrand einer Seite enthält die Kommentare Raschis, der am Außenrand und ggf. am unteren Rand schließlich etwaige weitere Kommentare. Da die Gemara sehr umfangreich ist und der Mischna weitestgehend folgt erübrigt sich eine Inhaltsangabe. Auf den oben angeführten Links sind hierzu weitergehende Angaben.

 


Ein Blatt aus dem Talmud.

 

-

Raschi

Auch nach dem Abschluß der Gemara wurden im Laufe der Geschichte die Texte der Mischna weiter kommentiert und beprochen. Deshalb findet sich in jeder Ausgabe des Talmuds auch der Raschi-Kommentar.
Raschi [רשי] ist ein Akronym für רבי שלמה יצחקי (=Rabbi Schlomo ben Jitzchak),
der 1040 in Troyes geboren wurde und 1105 nach reger Tätigkeit starb. Ohne Raschis Kommentar, wäre der Talmud ein versiegeltes Buch für uns, schrieb Rabbi Jitzchak bar Schesches. Tatsächlich sind die Arbeiten Raschis zum Talmud und zur Thora unvergleichlich. Alle weiteren Kommentare zum Talmud wurden von den Schülern Raschis hinzugefügt.

 

-

Beraita

Beraita [ברייתא] ist eine Tradition, welche zur Zeit der Mishna Abfassung üblich war, die jedoch bei der Redaktion der Mishna nicht aufgenommen wurde.

 

zurück

 

 

 

 

Abkürzungen und Erklärungen:

gr. griechisch
hebr. hebräisch
arab. arabisch

Akronym ist ein griechisches Wort und bedeutet soviel wie Kunstwort aus Kürzeln.

Anmerkung:
Arabisch und Hebräisch liest man von rechts nach links

Copyright © 2009 by Falke 1830